Die Grenze zwischen Hochland und Tiefland
Redaktion / DLR
astronews.com
23. Mai 2006
Neue Bilder der hochauflösenden Stereokamera (HRSC) auf der
ESA-Sonde Mars Express zeigen einen Teil der Region Tempe Terra. Das
Gebiet ist Teil des alten Hochlands des Mars. Auf den Aufnahmen ist ein Teil der
Übergangszone zwischen dem alten Hochland und den - zumindest oberflächlich -
geologisch jüngeren, nördlichen Tiefländern zu sehen. Wie und wann es zur
Bildung dieser globalen Zweiteilung in südliche Hochländer und nördliche
Tiefländer kam, zählt zu den großen Rätseln der Marsgeologie.
Das Gebiet von Tempe Terra. Norden ist rechts.
Durch eine starke tektonische Prägung sind in Tempe Terra
zahlreiche Gräben entstanden, die der Region heute ein stark
zergliedertes Aussehen verleihen. Bild: ESA / DLR / FU Berlin (G. Neukum) [Gesamtansicht] |
An den Hängen der Gräben und im Talgrund ist die Wirkung von Verwitterung und
Massentransport gut zu erkennen. Die Region wird im Englischen als "Fretted
Terrain" (zerfressenes Gebiet) bezeichnet und ist charakteristisch für den
Übergang von Hochland zu Tiefland auf dem Mars.
Die Täler und Gräben sind zwischen fünf und zehn Kilometern breit und bis zu
1.500 Meter tief. Entlang ihrer Flanken ist an manchen Stellen die Schichtung
des Gesteins zu erkennen. Auf den Böden der Gräben sind linienförmige Strukturen
zu sehen, die auf eine langsame Fließbewegung von Gesteinsmaterial,
gegebenenfalls zusammen mit Eis, zurückgeführt werden können.
Gerade diese Fließstrukturen und Hinweise auf mögliches Eis im Untergrund lassen
die Wissenschaftler vermuten, dass es sich um so genannte "Blockgletscher" oder
ähnliche Phänomene handelt, wie sie aus den alpinen und polaren Zonen der Erde
bekannt sind. Die Bildung dieser glazialen oder periglazialen Strukturen steht
möglicherweise in Zusammenhang mit vermuteten Klimaänderungen in der jüngeren
Marsgeschichte.
Die Stereo- und Farbfähigkeiten der HRSC, verbunden mit der Möglichkeit der
hochauflösenden Abdeckung großer Gebiete, bieten neue Möglichkeiten, die
komplexe geologische Geschichte des Roten Planeten zu erforschen. Durch die
neuen Bilddaten wird es den Wissenschaftlern ermöglicht, die Tektonik in der
Frühzeit des Mars, aber auch die in seiner jüngeren geologischen Geschichte
wirksamen Prozesse besser zu verstehen.
So ermöglicht es die HRSC-Kamera in Verbindung mit den anderen Instrumenten an
Bord der Sonde Mars Express und unter Einbeziehung von Daten anderer
Missionen, unser Verständnis dieses faszinierenden Planeten zu verbessern. Die
Bilddaten wurden in Orbit 1180 aufgenommen und zeigen einen Ausschnitt bei 48,5
Grad nördlicher Breite und 288,4 Grad östlicher Länge. Die Auflösung beträgt
16,5 Meter pro Bildpunkt.
Das Kameraexperiment HRSC auf der Mission Mars Express der Europäischen
Weltraumorganisation ESA wird vom Principal Investigator Prof. Dr. Gerhard Neukum (Freie Universität Berlin) geleitet. Das Wissenschaftsteam besteht aus 45
Co-Investigatoren aus 32 Instituten und zehn Nationen. Die Kamera wurde am
Deutschen Zentrum für Luft und Raumfahrt (DLR) entwickelt und in Kooperation mit
industriellen Partnern gebaut. Sie wird vom DLR-Institut für Planetenforschung in Berlin-Adlershof
in Zusammenarbeit mit ESA/ESOC betrieben.
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