Beeinflusste galaktische Bahn Leben?
von Rainer Kayser
3. April 2006
Könnte es einen Zusammenhang zwischen Artenvielfalt auf der
Erde und der Bahn unseres Sonnensystems um das Zentrum der Milchstraße geben?
Forscher aus den USA glauben jetzt, hierfür eindeutige Anzeichen gefunden zu
haben. Alle 62 Millionen Jahre nämlich pendelt unsere Sonne durch die
Scheibenebene der Milchstraße. Die gleiche Periode fanden die Wissenschaftler
auch bei der Anzahl der Arten.
Alle 62 Millionen Jahre gab es einen Einbruch in
der Artenvielfalt: Eine Folge der Bahn um das Zentrum der
Milchstraße? Foto:
NSSDC / NASA
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Auf ihrer langen Bahn um das Zentrum der Milchstraße pendelt die Sonne alle 62
Millionen Jahre durch die Scheibenebene der Galaxis hindurch. Diese
Pendelbewegung könnte die Biodiversität auf der Erde beeinflusst haben,
behaupten jetzt Forscher aus den USA. Denn auf der Nordseite der Milchstraße sei
das Sonnensystem einer stärkeren kosmischen Strahlung ausgesetzt.
Tatsächlich
zeigt die Anzahl der biologischen Spezies auf der Erde in den letzten 542
Millionen Jahren alle etwa 62 Millionen Jahre deutliche Einbrüche. Die
Wissenschaftler präsentierten ihre These vergangene Woche auf einer Fachtagung
in Washington. Unsere Milchstraße ist eine etwa 100.000 Lichtjahre
durchmessende, scheibenförmige Spiralgalaxie. Die Sonne, eine von rund 200
Milliarden Sternen der Milchstraße, umkreist das galaktische Zentrum in einer
Entfernung von etwa 25.000 Lichtjahren. Auf ihrer Bahn schwingt die Sonne - und
mit ihr die sie umkreisenden Planeten - immer wieder durch die dichteren
Regionen der Scheibe hindurch. Aber auch die Milchstraße selbst ist in rasanter
Bewegung: Mit einer Geschwindigkeit von 200 Kilometern pro Sekunde bewegt sie
sich auf den großen Virgo-Galaxienhaufen zu.
Aus der Milchstraße strömen ständig elektrisch geladene Teilchen in den
intergalaktischen Raum ab, die mit ihren Feldern einen Teil der
hochenergetischen kosmischen Strahlung blockieren. Doch in Bewegungsrichtung der
Milchstraße wird dieser "galaktische Wind" gestaucht und bietet deshalb einen
geringeren Schutz.
"Wenn die Sonne sich nach Norden aus der galaktischen Ebene heraus bewegt,
nimmt deshalb die kosmische Strahlung im Sonnensystem zu", so Mikhail Medvedev
von der University of Kansas, der die These in Washington vorstellte. Und diese
Strahlung ist für Lebewesen schädlich. Die Wahrscheinlichkeit dafür, dass die
Übereinstimmung der Perioden der galaktischen Pendelbewegung der Sonne und der
Schwankungen in der Biodiversität auf der Erde rein zufällig sind, betrage
lediglich 1 zu 10 Millionen, so Medvedev.
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