Flug über die Tharsis-Hochebene
Redaktion / DLR
astronews.com
6. Februar 2006
Ein neues während nur eines Überflugs entstandenes Bild der vom Deutschen Zentrum für Luft- und
Raumfahrt (DLR) betriebenen, hochauflösenden Stereokamera HRSC an Bord der
ESA-Raumsonde Mars Express zeigt ein Gebiet namens Claritas Fossae im südlichen
äquatorialen Marshochland. In diesem Teil der Tharsis-Hochebene sind Strukturen
zu sehen, die durch Spannungen in der Marskruste entstanden sind.
Die Tharsis-Hochebene. Bild: ESA / DLR / FU Berlin (G. Neukum) [Großansicht] |
Der gesamte, während nur eines Überflugs von Mars Express
entstandene Bildstreifen zeigt einen Teil der so genannten Tharsis-Aufwölbung. Die Mitte des abgebildeten Ausschnitts,
der ein Gebiet von etwa 200 Kilometern Breite und 1150
Kilometern Höhe umfasst, befindet sich bei 32 Grad südlicher
Breite und 258 Grad östlicher Länge inmitten von Tharsis,
einem stark von vulkanischen Prozessen geprägten Gebiet mit
1800 Kilometern Durchmesser und mehreren Kilometern Höhe.
Auf der Tharsis-Aufwölbung entstanden auch die
gleichnamigen Vulkane Ascraeus, Pavonis und Arsia, und am
nordwestlichen Rand der höchste Vulkan auf dem Mars,
Olympus Mons.
Fossa ist das lateinische Wort für "Graben" und wird in der
Marsgeologie für markante, sehr geradlinig verlaufende Talstrukturen verwendet. Die Claritas Fossae-Region ist sehr
stark von mechanischen Spannungen in der Marskruste
geprägt, was in der Geologie mit dem Fachbegriff "Tektonik"
beschrieben wird. An der Oberfläche sind diese tektonischen
Deformationen an den zahlreichen Grabenbrüchen zu
erkennen, die durch massive Dehnung der Kruste infolge
einer regionalen Aufwölbung aufgerissen wurden.
Dieses
Aufbrechen der Oberfläche bewirkte, dass ganze Blöcke der
Marskruste in die neu entstandenen Zwischenräume abglitten
und so ein charakteristisches Landschaftsbild mit auffallenden
Geländestufen erzeugten. Auf der Erde führten ähnliche
Prozesse wie auf dem Mars beispielsweise zu Grabenbrüchen
im Oberrheingraben zwischen Basel und Karlsruhe oder im
ostafrikanischen Rift Valley.
Dieses Bild wurde am 20. Juni 2004 während Orbit 533
aufgenommen.
Das Kameraexperiment HRSC auf der Mission Mars Express der Europäischen
Weltraumorganisation ESA wird vom Principal Investigator Prof. Dr. Gerhard Neukum (Freie Universität Berlin) geleitet. Das Wissenschaftsteam besteht aus 45
Co-Investigatoren aus 32 Instituten und zehn Nationen. Die Kamera wurde am
Deutschen Zentrum für Luft und Raumfahrt (DLR) entwickelt und in Kooperation mit
industriellen Partnern gebaut. Sie wird vom DLR-Institut für Planetenforschung in Berlin-Adlershof
in Zusammenarbeit mit ESA/ESOC betrieben.
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