Wasserhaltige Sulfate in Juventae Chasma
Redaktion / DLR
astronews.com
20. Januar 2006
Neue Bilder der vom Deutschen Zentrum für Luft- und
Raumfahrt (DLR) betriebenen, hochauflösenden Stereokamera HRSC an Bord der
ESA-Raumsonde Mars Express zeigen das Gebiet von Juventae Chasma. Die mehr als
5.000 Meter tief in die Hochebene Lunae Planum eingeschnittene Senke Juventae
Chasma ist ein Teil der Valles Marineris, einem riesigen, 4.000 Kilometer langen
System tektonisch entstandener Täler.
Das Gebiet von Juventae Chasma, Norden ist
links. Bild: ESA / DLR / FU Berlin (G. Neukum) [Großansicht] |
Im südwestlichen Teil des Talkessels befinden sich mehrere Ablagerungen, die
sich deutlich von ihrer Umgebung unterscheiden. Besonders markant ist eine
Erhebung aus hellem, geschichtetem Material. Dieser Berg ist ungefähr 2500 Meter
hoch und besitzt eine maximale Länge von 30 Kilometern und eine Breite von knapp
20 Kilometern. Das Spektrometer OMEGA auf Mars Express, mit dem die
mineralogische Zusammensetzung der Marsoberfläche ermittelt wird, konnte zeigen,
dass die Schichten an diesem Berg zum Teil aus hydratisierten, also
wasserhaltigen Sulfaten (Schwefelmineralien) bestehen.
Die besondere Bedeutung der Sulfate besteht darin, dass sie so genannte
Alterationsprodukte sind, also aus anderen Materialien infolge chemischer
Verwitterung unter Einwirkung von Wasser entstanden sind.
Es ist bislang unklar,
welcher Prozess dafür verantwortlich war. So könnten die Sulfate beispielsweise
durch die Verdunstung von Seen als so genannte Evaporite entstanden sein.
Andererseits ist auch eine vulkanische Alteration infolge hydrothermaler
Prozesse denkbar. Dabei wird die mineralogische Zusammensetzung eines Gesteins
durch die Einwirkung von Wasser verändert, welches in der Umgebung eines
vulkanischen Systems erwärmt wird.
Da die physikalische Stabilität von Wasser auf der Marsoberfläche eng mit der
Entwicklung des Marsklimas verknüpft ist, stellen die Vorkommen von
wasserhaltigen Mineralien Schlüsselstellen für unser Verständnis der planetaren
Entwicklung dar. Sie sind nicht zuletzt auch für die Frage interessant, wo es
möglicherweise in der Vergangenheit Leben auf unserem Nachbarplaneten gegeben
haben könnte. Insofern könnten Stellen mit ungewöhnlicher Mineralogie durchaus
Zielgebiete der zukünftigen Erforschung durch Landefahrzeuge werden.
Die HRSC-Kamera nahm die Bilder am 26. März 2004 in Orbit 243 auf. Sie zeigen
hiervon einen Ausschnitt bei 5 Grad südlicher Breite und 297 Grad östlicher
Länge. Die Auflösung der Bilder beträgt 23,4 Meter pro Bildpunkt.
Das Kameraexperiment HRSC auf der Mission Mars Express der Europäischen
Weltraumorganisation ESA wird vom Principal Investigator Prof. Dr. Gerhard Neukum (Freie Universität Berlin) geleitet. Das Wissenschaftsteam besteht aus 45
Co-Investigatoren aus 32 Instituten und zehn Nationen. Die Kamera wurde am
Deutschen Zentrum für Luft und Raumfahrt (DLR) entwickelt und in Kooperation mit
industriellen Partnern gebaut. Sie wird vom DLR-Institut für Planetenforschung in Berlin-Adlershof
in Zusammenarbeit mit ESA/ESOC betrieben.
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