Ein Tornado im Weltraum
von Rainer Kayser
19. Januar 2006
Manche Beobachtungen können auch die erfahrensten
Wissenschaftler noch überraschen: So entdeckten amerikanische Astronomen jetzt
mit dem NASA-Infrarot-Weltraumteleskop Spitzer ein Objekt, das wie ein
gewaltiger Tornado im Weltall aussieht. Ursache für die ungewöhnliche Formation
ist ein Materiestrahl, der von einem jungen Stern ausgeht.
Der von Spitzer entdeckte "Tornado" im All.
Foto: NASA / JPL-Caltech / J. Bally (University of
Colorado) [Großansicht] |
Bei der Beobachtung einer Sternentstehungsregion im Sternbild Chamäleon am Südhimmel stießen amerikanische Astronomen auf ein Objekt, das wie ein gewaltiger Tornado aussieht. Der
"kosmische Wirbelsturm" verdankt seine verblüffende Form einem energiereichen Materiestrahl, der von einem jungen Sternenembryo ausgeht und durch die umgebende Wolke aus Gas und Staub pflügt.
"In Tausenden von Aufnahmen des Weltraumteleskops Spitzer habe ich so etwas noch niemals gesehen", zeigt sich Giovanni Fazio vom
Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics in Cambridge verblüfft.
Fazio und seine Kollegen hatten mit dem Spitzer-Teleskop die Sternentstehungsregion Chamäleon I untersucht, ein Gebiet, das mehr als einhundert junge Sterne enthält.
Sterne entstehen, wenn in Teilregionen solcher Wolken aus Gas und Staub die Dichte so groß wird, dass sie sich durch ihre Schwerkraft zusammenziehen. Dabei steigen Druck und Temperatur schließlich so stark an, dass es zur Kernfusion von Wasserstoff zu Helium kommt - ein Stern ist geboren. Aus der Umgebung fällt zunächst weiter Materie auf den entstehenden Stern herab. Die Magnetfelder des jungen Sterns schleudern einen Teil davon in dicht gebündelten Materiestrahlen wieder ins All hinaus.
Im Falle des kosmischen Tornados prallt der Strahl mit einer Geschwindigkeit von über 150 Kilometern pro Sekunde auf die dichte Materie der umgebenden Wolke. Dadurch wird die Materie erhitzt und leuchtet auf. Unklar ist für die Forscher allerdings noch, woher der Tornado seine spiralförmige Struktur hat. Möglicherweise, so spekulieren Fazio und seine Kollegen, spielen auch dabei Magnetfelder eine entscheidende Rolle.
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