Genaueste Karte der Dunklen Materie
von Rainer Kayser
13. Dezember 2005
Die bislang genaueste Karte der Verteilung der sogenannten
"Dunklen Materie" in zwei jungen Galaxienhaufen hat jetzt ein Team
amerikanischer Astronomen erstellt. Die Karte bestätigt die Theorie, dass
Galaxien an den dichtesten "Knotenpunkten" eines kosmischen Netzes aus Dunkler
Materie entstehen.
Verteilung der Dunkelmaterie im Galaxienhaufen
CL 0152-1357 (violett). Bild: Jee et al. 2005,
Astrophysical Journal |
"Wir können heute im Computer die Entstehung von Galaxien und Galaxienhaufen
vom Urknall bis heute simulieren", erklärt Myungkook James Jee von der Johns
Hopkins University in Baltimore. "Doch die Bestätigung dieser Simulationen
durch Beobachtungen ist eine Herausforderung, da die Dunkle Materie selbst kein
Licht aussendet."
Doch die Dunkle Materie besitzt wie gewöhnliche Materie ein Gravitationsfeld
und lenkt so das Licht von hinter den Galaxienhaufen liegenden Sternsystemen ab.
Gemeinsam mit seinen Kollegen hat Jee deshalb mit dem Weltraumteleskop Hubble
die dadurch verursachte optische Verformung dieser Sternsysteme vermessen.
Dadurch gelang es ihnen, die Schwerkraft der unsichtbaren Dunklen Materie - und
damit schließlich auch die Verteilung dieser Materie - sichtbar zu machen.
Rund 90 Prozent der Masse unseres Universums besteht aus der geheimnisvollen
Dunklen Materie, die mit gewöhnlicher Materie nur durch die Schwerkraft in
Wechselwirkung tritt und ansonsten unsichtbar ist. Die Beobachtungen von Jee und
seinen Kollegen bestätigen nun die Theorie, dass sich die gewöhnliche Materie
dort zusammenballt, wo sich auch die Dunkle Materie ansammelt.
Zudem erlaubt die von Jee und seinem Team erzeugte Karte auch Rückschlüsse
auf die physikalische Natur der Dunklen Materie. Demnach scheinen die
unbekannten Teilchen der Dunklen Materie auch untereinander nicht in
Wechselwirkung zu treten: Sie kollidieren nicht miteinander sondern können sich
nahezu folgenlos durchdringen.
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