Lebensbausteine im jungen Universum
von Stefan
Deiters
astronews.com
30. August 2005
Das Weltraumteleskop Spitzer hat die Grundbausteine für Leben schon
im frühen Universum nachgewiesen: Der Infrarot-Späher entdeckte organische
Moleküle in Galaxien, die so weit entfernt sind, dass wir sie zu einer Zeit
sehen, zu der unserer Universum nur ein Viertel seines jetzigen Alters von rund
14 Milliarden Jahren hatte.
Spitzer entdeckte polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe
schon im jungen Universum. Bild: NASA / JPL-Caltech / T.
Pyle (SSC/Caltech) |
Mit Hilfe des Infrarot-Weltraumteleskop Spitzer haben Wissenschaftler
organische Moleküle in weit entfernten Galaxien nachweisen können. Sie spürten
so genannte polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe auf, Verbindungen aus
Kohlenstoff und Wasserstoff, die man zu den Grundbausteinen für jedes Leben
zählt. Sie sind auf der Erde sehr häufig und entstehen immer dann, wenn
organische Stoffe nicht vollständig verbrennen: Sie finden sich daher in
Autoabgasen genauso wie auf Grillwürsten. Die Moleküle, die auch in unserer
Milchstraße überall vorhanden sind, spielen auch eine entscheidende Rolle bei
der Entstehung von Sternen und Planetensystemen. Spitzer gelang es nun
erstmals diese Moleküle in so weiter Vergangenheit nachzuweisen.
"Wir sehen diese Stoffe nun 10 Milliarden weiter zurück in die Vergangenheit
als uns das vorher möglich war", erläutert Dr. Lin Yan vom Spitzer Science
Center am California Institute of Technology in Pasadena die
Bedeutung der Entdeckung. Frühere Missionen hatten diese Stoffe nur in Galaxien
nachweisen können, die unserer Milchstraße deutlich näher waren. Da Spitzer
rund Hundert Mal empfindlicher ist, gelang nun auch der Nachweis von organischen
Verbindungen in so großer Entfernung und damit in so großer Vergangenheit.
Die Kohlenstoffverbindungen existierten bereits als unser Erde zusammen mit
den anderen Planeten und der Sonne vor rund 4,5 Milliarden Jahren entstand.
Manche Forscher glauben auch, dass sie sogar die "Saatkörner" für die Entstehung
unseres Sonnensystems sein könnten. Nun hat Spitzer diese Verbindungen
auch in Galaxien nachgewiesen, in denen es eine kurze aber heftige Phase von
Sternentstehung gab, so genannte Starburst-Galaxien. Sie sind im
optischen Bereich des Lichtes nahezu unsichtbar, da sie einen große Menge von
Staub enthalten. Aber genau dieser Staub leuchtet hell im Infraroten, was die
Galaxien für Spitzer erkennbar macht.
Die Entdeckung gelang den Astronomen mit Hilfe des Infrarot-Spektrometers an
Bord des Weltraumteleskops. "Die Entdeckung des Verbindungen in so fernen
Vergangenheit bedeutet, dass heute in diesen Galaxien schon mehrere Generationen
von Sternen entstanden sind", so Dr. George Helou von Spitzer Science Center.
"Es gab also im Universum für Planeten und Leben sehr früh die Möglichkeit, sich
zu entwickeln."
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