75 Jahre Hamburger Planetarium
Redaktion
astronews.com
22. April 2005
Das Planetarium Hamburg feiert Geburtstag – oder besser eine Geburtswoche. Denn
schon die Eröffnung vor 75 Jahren zog sich über mehrere Tage hin: Am 22. April
1930 gab es zunächst eine Vorführung für Mitglieder des Hamburger Senats, am 30.
April 1930 wurden die Türen zum künstlichen Sternenhimmel dann auch für die
allgemeine Öffentlichkeit geöffnet. Anlass genug für eine Festwoche vom 22. bis
30. April 2005, voll gepackt mit Lesungen, Konzerten und Sonderveranstaltungen -
und einem Eintrittspreis wie vor 75 Jahren.
Das Planetarium in Hamburg feiert seinen 75. Geburtstag. Foto:
Planetarium Hamburg |
"Die Eröffnung des Planetariums erfolgte damals in einer für Astronomen
ausgesprochen aufregenden Zeit", sagt Planetariumsdirektor Thomas W. Kraupe.
"Nur wenige Wochen zuvor war der neunte Planet Pluto entdeckt worden. Die
Erkenntnis des US-amerikanischen Astronomen Edwin Hubble, dass das Universum
expandiert, war nicht viel älter."
Auch das 75.Jubiläum des Planetariums fällt
in eine Zeit dramatischer Umwälzungen unseres Weltbildes, wie es sie seit
Galileo Galileis ersten Fernrohrbeobachtungen des Himmels vor knapp 400 Jahren
nicht mehr gegeben hat. Das nach Hubble benannte Weltraumteleskop hat dazu mit
atemberaubenden Bildern und Ergebnissen erheblich beigetragen. Der 15. Jahrestag
des Starts von Hubble am 24.April fällt genau in die Festwoche des Planetariums
und so feiert das Planetarium gemeinsam mit Hubble und kann zeigen, dass
es auch mit 75 Jahren ein stets aktuelles Fenster auch zu diesen jüngsten
Entdeckungen und Geheimnissen des Kosmos für Jedermann bietet.
Das neue Programm "Faszination Weltall – Hubbles große Reise durch Raum und
Zeit" (Premiere am Sonntag, 24. April 2005, 13.30 Uhr) ist deshalb ein
besonderer Höhepunkt dieser Festwoche. Es entstand in enger Zusammenarbeit mit
den Wissenschaftlern des Hubble-Zentrums der Europäischen Weltraumbehörde
ESA. Die 45-minütigen Reise führt durch atemberaubende kosmische Landschaften,
die uns dieses erfolgreichste Fernrohr aller Zeiten eröffnet hat. Die Zuschauer
erfahren, wie dieses mächtige Auge im All unser Wissen über den Kosmos
revolutioniert hat.
Nirgendwo lassen sich die durch die astronomischen Forschungen bewirkten
Erschütterungen unseres Weltbildes besser veranschaulichen als in einem
Planetarium. Denn das, betont Kraupe, ist letztlich nichts anderes als ein
"Weltbildsimulator". Schon Oskar von Miller, Begründer des Deutschen Museums in
München, wo am 7. Mai 1925 das erste Projektionsplanetarium weltweit den Betrieb
aufnahm, hatte sich eigentlich zwei Planetarien gewünscht: Eines sollte das
kopernikanische Weltbild veranschaulichen, wonach die Erde um die Sonne kreist,
das andere das ptolemäische Weltbild, das die Erde im Zentrum des Universums
ansiedelt.
"Mit unserer neuen Projektionstechnik können wir heute beides in
einem Raum leisten sowie modernste Vorstellungen von Einstein und darüber hinaus
anschaulich visualisieren – sozusagen begreifbar machen", sagt Kraupe. "Das
Planetarium ist so zu einem Ort geworden, wo wir aus verschiedenen Blickwinkeln
auf die Welt und auf uns schauen können."
Seit der Neueröffnung vor eineinhalb Jahren verfügt das Planetarium Hamburg
mit dem "Digistar-3"-System der US-Firma Evans & Sutherland über die modernste,
derzeit existierende digitale Planetariumstechnik. Die Positions- und
Bewegungsdaten von hunderttausenden von Sternen, Galaxien und anderen
Himmelsobjekten sind in den Computern gespeichert, sodass die dreidimensionale
Simulation eines Flugs durchs All in Echtzeit möglich wird. Die Steuerkonsole
des Planetariums wird damit praktisch zur Kommandobrücke eines
überlichtschnellen Raumschiffs.
Daneben steht unter der 21 Meter durchmessenden
Kuppel mit dem "Universarium IX" der Firma Carl Zeiss auch der beste gegenwärtig
verfügbare analoge Sternenprojektor. Mit Glasfaseroptik erzeugt er einen
Sternenhimmel mit einer Brillanz, wie sie in der Natur an immer weniger Orten
erlebt werden kann. "Digistar-3 ist bislang in vier europäischen Planetarien
installiert", sagt Kraupe. "Aber diese Kombination aus bester digitaler und
analoger Technik ist nach wie vor einzigartig."
Das wird vom Publikum honoriert. Mit über 381.000 Gästen im Jahr 2004 hat das
Planetarium Hamburg die Besucherzahl verdreifachen können. Die dabei erzielten
Einnahmen sind in den weiteren Ausbau des Gebäudes, etwa im Eingangsbereich,
geflossen, aber auch in neue Technik. So kommen bei der Show "Aero" des Musikers
Jean Michel Jarre neue, bewegliche Scheinwerfer hinter der Projektionskuppel zum
Einsatz, deren Erwerb auch wesentlich vom Förderverein des Planetariums mit
finanziert wurde. Auch über Laser-Projektoren, die die Auflösung der durch das
Digistar-3-System erzeugten Bilder mehr als verdoppeln könnten, denkt Kraupe
bereits nach.
Viele weitere Veranstaltungen und Aktionen, nachzulesen auf der Webseite des
Planetariums, runden das Festprogramm ab. Am 30. April, dem eigentlichen
Geburtstag, kann man auch ein besonderes Schnäppchen machen: An diesem Tag
gelten Preise wir vor 75 Jahren: Jede Eintrittskarte kostet nur 50 Cent!
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