Europäischer Rover soll Mars erkunden
Redaktion
astronews.com
12. April 2005
Europas
Weltraumwissenschaftler sind sich einig: Sie wollen als nächste
wissenschaftliche Mission zum Mars mindestens einen Rover zum roten Planeten
schicken, der nach Wasser und Leben fahnden soll. Die jetzt vorgeschlagene
Mission könnte 2011 starten und würde Mitte 2013 den Mars erreichen. Einige
Jahre später will die ESA auch Bodenproben vom Mars zur Erde holen.
Der geplante ESA-Rover der Mission ExoMars. Bild: ESA |
Diese Empfehlung wurde von europäischen Wissenschaftlern auf einer
internationalen Raumfahrt-Arbeitstagung in der Aston University im
englischen Birmingham abgegeben. Zu dieser vom britischen Particle Physics
and Astronomy Research Council (PPARC) organisierten Arbeitstagung der ESA
haben sich am 6. und 7. April Weltraumwissenschaftler, Vertreter der
Raumfahrtagenturen Europas und Nordamerikas und andere internationale
Raumfahrtexperten zusammengefunden, um über die Optionen für robotische
Missionen bis 2013 im Rahmen der ersten Phase des Programms Aurora zu beraten.
Erörtert wurden drei Missionsanwärter: BeagleNet, ExoMars und
deren Variante ExoMars-Lite. Weitere Themen waren die für die Entwicklung
eines nachhaltigen, langfristigen Programms zur Erforschung des Mars notwendigen
Vorbereitungsarbeiten und die Anstrengungen bis 2011 hinsichtlich der
Erfordernisse einer Mission zur Rückführung einer Mars-Bodenprobe im Rahmen
eines Aurora-Gesamtfahrplans.
Nach der Präsentation jedes der drei Missionsanwärter in wissenschaftlicher
und technologischer Hinsicht nahmen die Wissenschaftler anhand von
Schlüsselkriterien eine Beurteilung vor. Auf der Arbeitstagung wurde
Einvernehmen über eine erste robotische Mission im Rahmen des Aurora-Programms
erzielt, die wesentliche Technologien und Ziele aller drei Missionsanwärter
einschließt. Diese Empfehlung wird die Grundlage für einen detaillierten
Vorschlag der Wissenschaft bilden, der dem ESA-Rat auf Ministerebene auf seiner
Tagung im Dezember unterbreitet werden soll.
Die empfohlene Mission sieht den Start einer Sonde mit mindestens einem Rover
zur wissenschaftlichen Erkundung des Marsumfelds vor; der Start soll mit einem
Sojus-Träger erfolgen. Die Datenübermittlung zwischen der Sonde und der
Erde würde über NASA-Raumfahrzeuge gewährleistet. Der Rover würde mit einer
Reihe wissenschaftlicher Instrumente ausgerüstet, die nach Spuren vergangenen
oder gegenwärtigen Lebens auf dem Mars suchen, die Wassermengen unter der
Oberfläche und deren geochemische Zusammensetzung sowie das vertikale
Verteilungsprofil der vorhandenen Substanzen charakterisieren und mögliche
Oberflächen- und Umweltgefahren für künftige bemannte Missionen feststellen
sollen.
Nach den allgemein wie wissenschaftlich faszinierenden bisherigen
Ergebnissen des Mars-Express-Orbiters der ESA soll die empfohlene Mission
auch spezielle Instrumente zur Messung seismischer Phänomene einschließen, die
durch Vulkane, hydrothermische Vorgänge oder Marsbeben versucht werden könnten.
Der Rover würde außerdem einen Bohrer, der bis zu zwei Meter tief in den
Marsboden vordringen kann, und ein Experiment vom Typ Beagle 2 zur
Untersuchung organischer Moleküle wie etwa ein Gasanalyse-Paket mitführen, das
stabile Isotope in der Atmosphäre, im Gestein und im Boden unter die Lupe nehmen
soll.
Für das Eintritts-, Abstiegs- und Landesystem würden Schlüsseltechnologien
einschließlich Luftkissen und eventuell auch Bremsraketen zum Einsatz kommen.
Nach dem Start mit einer Sojus-Fregat 2b von Europas Raumflughafen in
Kourou (Französisch-Guayana) im Juni 2011 würden die Sonde und der Rover nach
zweijähriger Flugdauer im Juni 2013 auf der Oberfläche des Mars eintreffen.
Mit Blick auf die Zeit nach 2011 bekräftigten die Wissenschaftler ihren
Willen zur Zusammenarbeit an einer für 2016 geplanten internationalen Mission
zur Rückführung einer Mars-Bodenprobe, die sich durch die Entnahme und
Untersuchung der Bodenprobe, Mobilität und Planetenschutz auszeichnen würde,
sozusagen als logische Folge aus der im Durchführungsplan des ESA-Programms
Aurora empfohlenen Mission.
Zu der Arbeitstagung erklärte der Vorsitzende des Beratenden Ausschusses für das
Explorationsprogramm der ESA, Prof. Jean-Pierre Swings: "Auf dieser Tagung kamen
zahlreiche Wissenschaftler unterschiedlichster Fachgebiete zusammen, um
Empfehlungen zu einer der aufregendsten kommenden Missionen der europäischen
Raumfahrt auszusprechen. Wir können dabei auf dem Erfolg unserer Mission Mars
Express aufbauen und gleichzeitig neue Technologien einsetzen, die die
Grundlage für die künftige Entwicklung des Programms Aurora bilden
werden."
Dr. Mark Sims von der Universität Leicester, Vorsitzender des beratenden
Ausschusses für Aurora beim PPARC, zeigte sich erfreut über die starke
Einbeziehung Großbritanniens: "Für Europas Planetenexploration ist dies ein
großer Schritt nach vorn, und Großbritannien hat einen bedeutenden Anteil daran.
Britische Wissenschaftler haben sich stark dafür eingesetzt, dass das Aurora-Programm
auch vom wissenschaftlichen und industriellen Know-how in Großbritannien
profitieren und die empfohlene Mission auf den mit Beagle 2 und
Huygens gewonnenen Erfahrungen aufbauen kann. Wir freuen uns darauf, zu
dieser wissenschaftlichen Entdeckungsmission zum Roten Planeten einen so
wichtigen Beitrag zu leisten."
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