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PLANETARISCHE NEBEL
Erstmals Magnetfeld in Zentralstern entdeckt
Redaktion
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4. Januar 2005

Warum sehen Planetarische Nebel, jene farbenprächtigen und formschönen Überreste sonnenähnlicher Sterne, so aus wie sie aussehen? Als Ursache für ihre eigentümliche Form hatten die Astronomen immer schon starke Magnetfelder in Verdacht, doch fehlte bis jetzt der Nachweis. Dieser gelang nun einem deutschen Astronomenteam mit Hilfe des Very Large Telescope.

NGC 2899

Beindruckende Formenvielfalt: Ein Nebel mit bipolarer Struktur (NGC 2899, oben) und ein kreisrunder Planetarischer Nebel (Abell 20). Fotos: ESO / WIYN / NOAO / NSF / Universität Tübingen

Abell 20

Einem Team von Astronomen der Universitäten Heidelberg, Tübingen und Erlangen-Nürnberg ist es erstmals gelungen, Magnetfelder in Zentralsternen Planetarischer Nebel nachzuweisen. Planetarische Nebel sind expandierende Gashüllen, die sonnenähnliche Sterne am Ende ihres Lebens abgestoßen haben. Es ist immer noch ein Rätsel, warum die meisten dieser ästhetisch aussehenden Nebel nicht einfach kugelförmig sind.

Schon lange wurde spekuliert, dass Magnetfelder einen entscheidenden Einfluss auf die Formgebung haben. Das Team hat nun erstmals einen direkten Hinweis darauf gefunden, dass Magnetfelder tatsächlich die Formen dieser bemerkenswerten Gebilde ausprägen können.

Planetarische Nebel werden von sonnenähnlichen Sternen erzeugt, die am Ende ihres Lebens zu roten Riesensternen geworden sind. In dieser Phase haben die Sterne ihren Durchmesser etwa 100-fach vergrößert und ihre äußere Gashülle abgestoßen. Das Gas bewegt sich immer weiter von dem Zentralstern fort. Man glaubt, dass ein Planetarischer Nebel entsteht, wenn ein schneller Materiewind vom Zentralstern die in früheren Phasen abgestoßene, langsam expandierende Gashülle wie ein Schneepflug zusammenschiebt.

Die Atome in der so entstandenen Nebelschale werden durch den Zentralstern zum Leuchten angeregt und lassen so den Nebel sichtbar werden. Die beobachteten Formen können sehr eigenartig sein. Meist sind sie elliptisch oder bipolar und nicht, wie man erwarten könnte, einfach kugelförmig.

Drei Möglichkeiten wurden bisher diskutiert, um das Aussehen der nicht-kugelförmigen Nebel zu erklären. Erstens könnte der Zentralstern so schnell rotieren, dass durch die Zentrifugalkräfte die Gashülle vorwiegend am Äquator abgestoßen wird. Ein anderer Grund könnten Gravitationskräfte sein, die durch einen engen Begleitstern ausgeübt werden. Die dritte und am häufigsten diskutierte Möglichkeit ist der Einfluss eines Magnetfeldes, das seinen Ursprung im Stern hat.

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Magnetfelder können durch den Dynamoeffekt in Sternen erzeugt werden. Voraussetzung dafür ist, dass der Stern nicht wie ein starrer Körper rotiert, sondern mit unterschiedlicher Geschwindigkeit in unterschiedlichen Tiefen, so wie es bei unserer Sonne der Fall ist. Das Magnetfeld eines Roten Riesen, der einen Planetarischen Nebel abstößt, kann so entstehen bzw. auch schon lange Zeit vorher, in der Jugendphase des Sterns, entstanden sein. Solche "fossilen" Magnetfelder können Jahrmilliarden überleben, da das Sternplasma eine extrem hohe elektrische Leitfähigkeit hat.

Der expandierende Gasnebel kann das Magnetfeld des Sterns erkennbar werden lassen, so wie es Eisenfeilspäne bei einem Hufeisenmagneten tun. Das Gas kann den Stern am einfachsten an den beiden magnetischen Polen verlassen und man kann, wenn die Feldstärke hoch genug ist, auf diese Weise die bipolare Struktur vieler Nebel erklären. Eine schöne Theorie, aber bisher konnten keine Magnetfelder auf Zentralsternen gefunden werden. Einen ersten Hinweis gab es 2002 durch Beobachtungen mit Radioteleskopen von Gas in der Umgebung Roter Riesen, aber der direkte Nachweis von Magnetfeldern, die ihren Ursprung im Stern haben, stand bis heute aus.

Durch Beobachtungen an einem 8-Meter-Teleskop des Very Large Telescope der Europäischen Südsternwarte in Chile gelang nun bei vier Zentralsternen der Nachweis, dass deren Licht zu 0.1 Prozent polarisiert ist. Damit kann man auf eine Magnetfeldstärke von etwa 1000 Gauß schließen – im Vergleich dazu hat das Erdmagnetfeld eine Stärke von nur rund 1 Gauß. Diese hohe Feldstärke reicht aus, die bipolare Struktur von planetarischen Nebeln zu erklären.

Polarisation ist eine Eigenschaft des Lichtes: Licht ist eine elektromagnetische Welle, bei der die Schwingungen des elektrischen Feldvektors in einer Ebene beliebiger Orientierung ablaufen. Licht ist normalerweise unpolarisiert, die Schwingungen des Lichts haben keine Vorzugsrichtung. Licht wird polarisiert etwa durch Reflektion an einer glatten Ebene. Fotografen gelingt es daher durch Polarisationsfilter, solche Reflexionen im Bild zu unterdrücken.

Ein Sternmagnetfeld erzwingt die Emission von polarisiertem Licht von strahlenden Atomen in der Sternatmosphäre. Die Untersuchung der polarisierten Strahlung lässt Rückschlüsse auf Stärke und Form des Magnetfeldes zu. Magnetfelder spielen für viele astrophysikalische Objekte eine entscheidende Rolle bei deren Bildung und Entwicklung. Der Nachweis von Magnetfeldern in den Sternen gelingt über eine im Prinzip seit langem bekannte Methode.

Das Licht, das von Atomen in einem Magnetfeld ausgesandt wird, ist polarisiert. Dieser von dem Holländer Pieter Zeeman 1896 entdeckte Effekt wurde 1908 von dem Amerikaner George Hale erstmals ausgenutzt, um das Magnetfeld der Sonne nachzuweisen. Bei Sternen ist der Nachweis ungleich schwieriger. Die Beobachtungen müssen von extrem guter Qualität sein, weil der Polarisationseffekt nur sehr schwach ist. Man braucht dazu die modernsten und größten Teleskope.

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