Der nach dem Titanen Japetos benannte Saturnmond Iapetus wurde 1671 von
Giovanni Cassini, dem Namensgeber der Saturnsonde, entdeckt. Schon seinem
Entdecker fiel auf, dass der Mond nur auf einer Seite des Saturns sichtbar war.
Daraus schloss er, dass Iapetus dem Saturn immer die gleiche Seite zukehrt
(ähnlich wie unser irdischer Mond) und dass die in die Flugrichtung weisende
Hemisphäre deutlich dunkler sein müsse, als die der Flugrichtung abgewandte
Seite.
Einen Erklärung hierfür lieferte der berühmte Science Fiction Autor
Arthur C. Clarke in dem Roman "2001": In dem Roman wird auf dem Mond vergraben
ein Artefakt gefunden, das - als es der Sonne ausgesetzt wird - ein Signal zu
den äußeren Planeten aussendet. Daraufhin wird ein bemanntes Raumschiff, die
Discovery, zu den Planeten geschickt. Im Buch ist – anders als im Film –
Iapetus das Ziel der Discovery-Mission. Die Außerirdischen, die den
Monolithen auf dem Mond vergraben haben, haben auf Iapetus das Sternentor
installiert und dabei die Oberfläche des Mondes in eine weiße Ebene verwandelt,
so dass der Mond die bekannte Farbgebung aufweist.
Bilder der Raumsonde Voyager 2, die sich dem Mond allerdings nur bis
auf eine Distanz von rund einer Million Kilometern näherte, ergaben - wenig
überraschend - keine Hinweise auf die Existenz eines Sternentores. Eine andere
Vorhersage, die Clarke in dem Roman "2010" machte, beschäftigt
allerdings immer noch die Astronomen: Er schrieb, dass es Leben
in den unter einer Eiskruste liegenden Ozeanen des Jupitermondes Europa gibt. In einem Nachtrag zu dem Buch und Film gestand
denn auch Clarke, dass die Wahrscheinlichkeit seiner Hypothese extrem klein
gewesen sei,
aber er habe angesichts des merkwürdigen Verhaltens von Iapetus "der Versuchung
einfach nicht widerstehen können".
Iapetus hat einen Durchmesser von knapp
1.500 Kilometern und eine Dichte von knapp 1,3 Gramm/cm3. Daher
dürfte dieser Mond zu einem großen Teil aus Wassereis bestehen und sollte daher
strahlend hell erscheinen, etwa wie die der Flugrichtung abgewandte Seite des
Mondes, die ein Reflexionsvermögen von rund 50 Prozent hat.
Woraus also könnte das dunkle Material bestehen? Es hat ein Reflexionsvermögen
von nur drei bis fünf Prozent und ist damit so dunkel wie Ruß. Es könnte sich
daher um organisches Material handeln, ähnlich wie es in kohligen Chondriten,
primitiven Meteoriten, die in der Frühzeit des Sonnensystems entstanden sind, zu
finden ist. Dieses Material könnte dann von solchen Meteoriten stammen, wenn
Iapetus einmal durch eine Wolke von Bruchstücken solcher Meteoriten flog.
Nach einer anderen Hypothese könnte das schwarze Material aber auch vom Mond
Phoebe stammen, den äußersten bekannten Saturnmond, den Cassini gleich zu
Anfang seiner Mission besuchte. Cassini konnte auf diesem Mond
tatsächlich Kohlenwasserstoffverbindungen nachweisen. Allerdings soll es sich
bei Phoebe nicht um einen Chrondriten handeln, vielmehr wird er nach den
Erkenntnissen des Cassini-Vorbeiflugs zu den Kuiper-Gürtel-Objekten
gezählt.
Nach einer weiteren These stammt das dunkle Material aus dem Inneren
von Iapetus selbst und wurde durch vulkanische Vorgänge an die Oberfläche
gebracht. Dies würde erklären, warum das dunkle Material besonders auf den Böden
von Kratern zu finden ist. Mysteriös bleibt bei allen bislang vorgelegten
Erklärungen, wie es zu der sehr scharfen Grenze zwischen hellen und dunklen
Bereichen kommt.
Einen ersten Blick warf Cassini am 3. Juli 2004 aus
einer Entfernung von rund drei Millionen Kilometern auf den geheimnisvollen
Himmelskörper. Dabei entstanden schon Fotos, die den besten Voyager-Aufnahmen
ebenbürtig sind.
|
Cassini, Projektseiten der NASA/JPL |