Kleines
Teleskop entdeckt großen Planeten
von Stefan
Deiters
astronews.com
30. August 2004
Dass man keine teuren Riesenteleskope benötigt, um erfolgreich auf
Planetenjagd zu gehen, bewies nun ein internationales Astronomenteam,
mit einem interkontinentalen Netzwerk aus kleinen, preisgünstigen
Teleskopen. Sie entdeckten den Planeten TrES-1 in 500 Lichtjahren
Entfernung.
So stellt sich ein Künstler den Planeten TrES-1 vor, der von der
Erde aus gesehen sein Zentralgestirn (im Hintergrund) regelmäßig
verdunkelt. Bild:
David A. Aguilar, Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics |
"Diese Entdeckung zeigt, dass man schon mit einem kleinen Teleskop
einen großen Beitrag zur Suche nach extrasolaren Planeten leisten kann",
so Guillermo Torres vom Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics,
der an den Arbeiten beteiligt waren. Der Aufwand, der dafür betrieben
wurde, war allerdings beachtlich: Viele tausend Sterne wurden regelmäßig überwacht und dies mit einem interkontinentalen Netzwerk aus
kleinen, preiswerten Teleskopen, die extra dafür konstruiert wurden, um
nach Planeten um helle Sterne zu suchen. "Wir brauchten einige
Doktoranden, um eine geeignete Methode zur Datenanalyse zu entwickeln,
die Ausrüstung aber besteht aus einfachen Standardkomponeten", erläutert
David Charbonneau vom California Institute of Technology.
Die neu entdeckte Welt ist ein Jupiter-ähnlicher Planet, der seine Sonne alle
3,03 Tage einmal umrundet. Damit ist der Planet von seinem Zentralgestirn nur
rund sechs Millionen Kilometer entfernt und liegt damit deutlich näher an seinem
Zentralgestirn als etwa Merkur an
unserer Sonne. Die Forscher spürten die Welt mit der so genannten Transitmethode
auf: Dabei suchen sie nach einer kurzen periodischen Helligkeitsschwankung eines
Sterns, die dadurch entsteht, dass der Planet gerade von der Erde aus
gesehen vor seinem Zentralstern vorüberzieht. Ein Jupiter-ähnlicher Planet
verschluckt dabei rund ein Hundertstel des Lichtes eines Sonnen-ähnlichen
Sterns. Und dies reicht, um es von der Erde aus zu sehen.
Um mit dieser Methode erfolgreich zu sein, benötigt man allerdings eine
Unzahl von Sternen, die regelmäßig überwacht werden müssen: Man sieht die
Planeten auf dieses Weise ja schließlich nur, wenn wir von der Erde aus genau
von der Seite auf das ferne Planetensystem schauen. Doch gelingt ein solcher
Fund, sind die Möglichkeiten faszinierend: "Da wir wissen, in welcher Lage der
Planet um seine Sonne kreist, können wir die exakte Masse des Planeten bestimmen
und von der Menge Licht, die während eines Transits verschluckt wird, erfahren
wir etwas über sein physikalische Größe", so Charbonneau.
Beim Trans-Atlantic Exoplanet Survey (TrES), der über kleine Teleskope
in den USA und auf den kanarischen Inseln verfügt, überwachen die Forscher rund
12.000 helle Sterne, wobei ihnen ihr interkontinentales Netzwerk zusätzliche
Beobachtungszeit verschafft. 16 Kandidaten für einen Planeten konnten die
Astronomen identifizieren, durch weitere Beobachtungen ergab sich ein Kandidat,
der am erfolgsversprechendsten aussah: TrES-1. Dieser wurde dann mit den beiden
Keck-Teleskopen, also den größten Teleskopen der Welt, genauer untersucht,
wodurch die Existenz eines Planeten um die ferne Sonne bestätigt wurde.
Bei TrES-1 handelt es sich um einen typischen Gasriesen, der eine Masse und
Größe wie Jupiter hat. Er dürfte hauptsächlich aus Wasserstoff und Helium
bestehen, umrundet seine Sonne allerdings in großer Nähe, weswegen man diese
Planeten auch als "heiße Jupiter" bezeichnet. Vermutlich ist der Planet in
größerer Entfernung von seinem Zentralgestirn entstanden und dann im Laufe der
Entwicklung in Innere des Systems gewandert, wodurch andere - eventuell
erdähnliche - Planeten aus der Bahn geworfen worden sein könnten. Die große
Anzahl von Planetensystemen mit "heißen Jupitern" gibt Anlass zu der Vermutung,
dass unser Sonnensystem mit seiner relativ ruhigen Geschichte eher ein
untypischer Ort in der Milchstraße ist.
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Ferne Welten - die
astronews.com Berichterstattung über die Suche nach extrasolaren
Planeten
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