Die Mündung
der Mangala-Täler
Redaktion
astronews.com
10. Juni 2004
Am Südwestrand
der vulkanischen Provinz Tharsis befinden sich die Mangala-Täler. Der
romantische Name für diese Landschaftsformation auf dem Mars könnte allerdings
täuschen: Einst, so glauben Forscher, dürfte sich hier eine dramatische
Flutkatastrophe zugetragen haben, als die Wärme von aufsteigendem geschmolzenen
Gestein große Mengen an Wasser freisetzte. Jetzt veröffentlichte detaillierte
Aufnahmen der ESA-Sonde Mars Express und ihrer High Resolution Stereo
Camera zeigen diese Region.
Die "Mangala-Täler" oder Mangala Valles auf dem Mars: Überreste
einer früheren Flutkatastrophe? Foto:
ESA/DLR/FU Berlin (G. Neukum) [Großansicht] |
Die vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) betriebene
hochauflösende Stereokamera HRSC (High Resolution Stereo Camera) an Bord
der ESA-Mission Mars Express fotografierte unlängst die Mündung der
Mangala-Täler. Die Bilder zeigen Strukturen, die an einen ausgetrockneten
Flusslauf erinnern. Zu früheren Zeiten der Marsgeschichte könnten durch die
Mangala Valles einmal große Mengen Wasser geflossen sein. Schon einige Male hat
die Stereokamera HRSC Strukturen auf der Marsoberfläche aufgenommen, die
höchstwahrscheinlich durch fließende Gewässer entstanden sind. Das dargestellte
Gebiet zeigt die Mündung des kleineren Minio Vallis (links unten im Bild) und
der breiten Mangala Valles (im Bild oben, mit den stromlinienförmigen "Inseln"
im Talverlauf) am markanten Übergang zwischen Hoch- und Tiefland. Die Region
befindet sich am Südwestrand der vulkanischen Provinz Tharsis.
Der Name "Mangala" stammt aus der altindischen Sprache Sanskrit und bedeutet
Mars. Das Quellgebiet von Mangala Valles liegt tausend Kilometer weiter südlich
als der hier dargestellte Ausschnitt bei einer mehrere hundert Kilometer langen
tektonischen Bruchzone, Mangala Fossa (Fossa, lat. für Graben). Entlang dieses
Grabens stieg in der Vergangenheit vermutlich geschmolzenes Gestein auf. Bei
seinem "Aufdringen" könnten große Mengen Eis, das im Marsboden gespeichert war,
durch die plötzliche starke Wärmezufuhr aus dem Untergrund abgetaut worden sein.
Dieser Prozess setzte in einem kurzen Zeitraum an der Oberfläche sehr große
Mengen Wasser frei, die sich katastrophenartig ihren Weg nach Norden bahnten,
ehe sie sich in das Tiefland ergossen. Die enorme Kraft dieser Fluten hinterließ
deutliche Erosionsspuren im Marshochland: So durchbrach der Mangala-Strom
beispielsweise die Wände eines großen Einschlagkraters, zu erkennen am oberer
Bildrand.
Einen weiteren Hinweis für unterirdisches Wasser oder Eis in dieser
Marsregion liefern die so genannten "chaotischen Gebiete". Dort ist die
Oberfläche in Bruchstücke und isoliert liegende große Gesteinsblöcke zerbrochen,
die vermutlich durch Freisetzung von Wasser und einem nachfolgenden Kollaps der
Oberfläche entstanden sind. Solche chaotischen Gebiete, gut zu erkennen am "blockigen"
Charakter der Oberfläche, finden sich in dem Bild beispielsweise einige
Kilometer talaufwärts in Minio Vallis (unten Mitte) sowie im südlichen Teil von
Mangala Valles (rechts oben).
Die Bilddaten wurden von der hochauflösenden Stereokamera HRSC auf Mars
Express während Orbit 299 aus 750 Kilometern Höhe mit einer Auflösung von 28
Metern pro Bildpunkt aufgenommen. Norden ist jeweils links. Das Kameraexperiment
HRSC auf der Mission Mars Express der Europäischen Weltraumorganisation
ESA wird vom Principal Investigator Gerhard Neukum (Freie Universität Berlin),
der auch die technische Konzeption der hochauflösenden Stereokamera entworfen
hatte, geleitet. Das Wissenschaftsteam besteht aus 45 Co-Investigatoren aus 32
Instituten und zehn Nationen. Die Kamera wurde am Deutschen Zentrum für Luft-
und Raumfahrt (DLR) entwickelt und in Kooperation mit industriellen Partnern
gebaut. Sie wird vom DLR-Institut für Planetenforschung in Berlin-Adlershof
betrieben. wo auch die systematische Datenprozessierung erfolgt.
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