Ein
Ende in Feuer und Eis
von
Hans Zekl
für
astronews.com
26. Mai 2004
In einer Entfernung von 4.000 Lichtjahren liegt einer der hellsten und
schönsten planetarischen Nebel, der so genannte Schmetterlingsnebel oder
auch NGC 6302. Neue Untersuchungen mit dem Hubble-Weltraumteleskop
offenbaren ein verwirrendes Gemisch aus Eis und Mineralien in der heißen
Umgebung um den sterbenden Stern.
Hubbles Blick auf den Schmetterlingsnebel NGC 6302. Foto:
ESA / NASA und Albert Zijlstra [Großansicht]
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Sterne wie unsere Sonne haben keinen ruhigen Lebensabend. Vor dem Ende ihres
nuklearen Lebens stoßen sie große Mengen ihres Gases in den Weltraum ab, je nach
Stern zwischen 20 und 80 Prozent. Diese Phase dauert im Vergleich zu einem
Sternenleben nur kurz: zwischen 1.000 bis 10.000 Jahren. Dabei erschaffen die
sterbenden Sterne aber eines der schönsten Objekte im All, die planetarischen
Nebel. Einer der hellsten und interessantesten ist der Schmetterlingsnebel oder
auch NGC 6302 im Sternbild Skorpion. In seinem Zentrum befindet sich ein
superheißer sterbender Stern, der von "Hagelkörnern" umgeben ist. Die neuen
Hubble-Bilder enthüllten nun neue Details in den Flügeln dieses kosmischen
Schmetterlings.
So ist der innerste Bereich von einem Staubring umgeben. Und obwohl der
Zentralstern eine Oberflächentemperatur von gut 250.000 Grad Celsius aufweist,
kann sein Licht nicht durch den Ring dringen. Die Chemie des Ringes ist sehr
ungewöhnlich. Schon früher zeigten Untersuchungen mit dem europäischen
Infrarotsatelliten ISO, dass sich darin Kohlenwasserstoffe, Karbonate wie
Kalzit, sowie Wassereis und Eisen befindet. Der Schmetterlingsnebel ist das
einzige bekannte Objekt mit diesen Eigenschaften um einen heißen Stern. Alle
anderen besitzen kühle Sterne. Der interessanteste Fund sind die Karbonate. Im
Sonnensystem gelten sie als Zeichen dafür, dass es in der Vergangenheit einst
flüssiges Wasser gegeben haben muss. Auf der Erde bilden sich Karbonate, wenn im
Wasser gelöstes Kohlendioxid sich mit anderen Stoffen verbindet und Sedimente
bildet.
Aber in planetarischen Nebeln wie NGC 6302 gibt es kein flüssiges Wasser. Also
muss es noch andere Prozesse zur Bildung der Karbonate geben. Und das macht den
Nebel so faszinierend: "Die Mischung aus Mineralien und kristallinem Eis –
Hagelkörner, die an Staub angefroren sind - hat unser Interesse an NGC
6302 geweckt. Es gibt nur wenige Objekte mit dieser Mischung," so Albert Zijstra
vom Institute for Science and Technology der Universität Manchester, der
die Beobachtungen leitete. Der dunkle Staubring enthält den größten Teil des
Staubs. Und auch dieser Ring ist den Astronomen ein Rätsel: Vermutlich entstand
der Nebel vor etwa 10.000 Jahren. Doch wie er seine Form bekam und wie lange der
Staubring überleben kann, bevor ihn der extrem heiße Zentralstern verdampft,
weiß bislang niemand.
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