Größter
Vulkan im Sonnensystem in 3D
Redaktion
astronews.com
22. April 2004
Die zwei
NASA-Rover, die seit Anfang des Jahres auf dem Mars umherfahren und jeden Stein
auf dem Weg genau unter die Lupe nehmen, bestimmen derzeit die Berichterstattung
über die Erforschung des roten Planeten. So wird schnell vergessen, dass die
europäische Sonde Mars Express Tag für Tag eindrucksvolle Aufnahmen vom
Mars liefert, deren Detailtreue bislang unerreicht ist. Unlängst fotografierte
Mars Express den größten Vulkan im Sonnensystem.
Abbruchkante an der westlichen Vulkanflanke von Olympus Mons,
unten eine 3D-Rekonstruktion des Steilhangs. Foto:
ESA/DLR/FU Berlin (G. Neukum) [Großansicht]
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Die aktuellen Bilder der hochauflösenden Stereokamera HRSC (High
Resolution Stereo Camera) an Bord von Mars Express zeigen eine
riesige Abbruchkante an der Westseite des Vulkans Olympus Mons. Die Steilhänge
brechen über sieben Kilometer tief von der westlichen Vulkanflanke in das
angrenzende Tiefland ab. Die Aufnahmen wurden aus einer Höhe von 266 Kilometern
mit einer Auflösung von 25 Metern pro Bildpunkt gemacht und vom Institut für
Planetenforschung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) und dem
Institut für Geologische Wissenschaften der Freien Universität Berlin
aufbereitet. Es sind die ersten hochauflösenden dreidimensionalen Ansichten
dieser gewaltigen Geländekante; die Wissenschaftler hoffen, mit diesen Bildern
die Frage klären zu können, wie diese markante Bruchkante entstanden ist.
Olympus Mons erhebt sich 24 Kilometer über die umgebende Tiefebene und ist
damit der größte Vulkan im Sonnensystem. An seiner Basis hat der Vulkanriese
einen Durchmesser von knapp 600 Kilometern - damit nimmt er beinahe so viel
Fläche ein wie die Bundesrepublik Deutschland. Die Abhänge des Schildvulkans
haben dabei eine moderate Neigung von durchschnittlich nur vier Grad.
Im
Nordwesten und Südosten brechen diese flachen Hänge dann auf einmal jäh ab. Die
gewaltige Geländekante ist vermutliche kein unmittelbares Ergebnis vulkanischer
Tätigkeit. Vielmehr scheint hier der Vulkan instabil gewesen zu sein. Entlang
einer tektonischen Schwächezone brach dann vor Millionen von Jahren ein
beträchtlicher Teil des Vulkans weg. So sind an den Flanken die Spuren von Abrutschungen von Material zu sehen, das ins Vorland hinabstürzte und dort von
der Verwitterung aufgearbeitet wurde. Aber es werden auch andere Theorien
diskutiert: Beispielsweise könnten die Klippen auch das Ergebnis von sehr
intensiver Erosion sein.
Auf einer speziellen Webseite des DLR, auf dem regelmäßig neue Bilder vom Mars
mit umfangreichen Erklärungen zu finden sind, ist auch ein Anaglyphenbild zur
Betrachtung mit einer Rot-grün- oder Rot-blau-Brille sowie weiteres Bildmaterial
zu finden. Principal Investigator (PI) des Kameraexperiments HRSC auf der
Mission Mars Express der Europäischen Weltraumorganisation ESA ist Prof.
Dr. Gerhard Neukum (Freie Universität Berlin), der auch die technische
Konzeption der hochauflösenden Stereokamera entworfen hat. Das Wissenschaftsteam
besteht aus 45 Co-Investigatoren aus 32 Instituten und zehn Nationen. Die Kamera
wurde am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) entwickelt und in
Kooperation mit industriellen Partnern gebaut. Die Kamera wird vom DLR-Institut
für Planetenforschung in Berlin-Adlershof betrieben, an dem auch die
systematische Datenprozessierung erfolgt.
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