Geburtswehen eines jungen Sterns
von Stefan
Deiters
astronews.com
26. März 2004
Amateurastronom Jay McNeil machte von seinem Garten in Kentucky aus
vermutlich die Entdeckung seines Lebens: Mit seinem kleinen Teleskop
spürte er einen bislang unbekannten Lichtfleck auf, der sich nach
Beobachtungen am Gemini-Observatorium als gerade entstehender
Stern in 1.500 Lichtjahren Entfernung entpuppte. Der Nebel wird
inzwischen McNeil-Nebel genannt.
Der McNeil-Nebel, beobachtet mit dem Frederick C. Gillett Gemini
Teleskop auf Hawaii am 14. Februar 2004. Foto: Gemini
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McNeils Fund war großes Glück: Mit seinem Acht-Zentimeter-Teleskop machte er vom
Garten seines Hauses in Kentucky aus Aufnahmen des Himmels. Später entdeckte er
auf den Aufnahmen des Orion-Nebels einen merkwürdigen Lichtfleck, den er vorher
dort nie gesehen hatte. "Ich kenne diesen Teil des Himmels recht gut und konnte
kaum glauben, was ich da sah", so McNeil. Über das Internet verständigte der
Hobbyastronom seine professionellen Kollegen und es zeigte sich bald, dass
McNeil auf etwas ganz besonderes gestoßen war.
"Es ist sehr selten, dass wir Gelegenheit haben, ein solch wichtiges Ereignis
wie dieses zu beobachten, wo es zu einem Ausbruch auf einem gerade neugeborenen
Stern kommt und dadurch die ansonsten dunkle stellare Kinderstube aufgehellt
wird", erläutert Dr. Colin Aspin vom Gemini Observatory die Bedeutung der
Entdeckung. Aspin veröffentlichte inzwischen mit einer Reihe von Kollegen einen
ersten wissenschaftlichen Artikel über das entdeckte Objekt, das inzwischen
McNeil-Nebel genannt wird.
"Der McNeil-Nebel erlaubt uns, einen neuen und
wichtigen Einblick in die verschiedenen Stadien bei der Geburt eines Sterns",
ergänzt Dr. Bo Reipurth von der Universität von Hawaii. "Es ist mehr als 30
Jahre her, als das letzte Mal etwas Ähnliches beobachtet wurde und zum ersten
Mal haben wir die Möglichkeit die Geschehnisse mit modernsten Instrumenten zu
verfolgen."
Detaillierte Aufnahmen und Spektren des neugeborenen Sterns zeigen, dass die
junge Sonne Gas mit einer Geschwindigkeit von mehr als 600 Kilometern pro
Sekunde ins All bläst. Die Eruption hatte vermutlich mit den Geschehnissen in
einer rotierenden Gas- und Staubscheibe zu tun, die den jungen Stern umgibt: Aus
bislang noch nicht vollständig verstandenem Grund haben sich die inneren
Bereiche der Scheibe plötzlich erhitzt, wodurch das Gas zu glühen anfing.
Gleichzeitig lenkte das Magnetfeld des Sterns Gas zur Oberfläche des Sterns,
wodurch es zu hellen Flecken, so genannten Hot Spots, kam und der Stern an Größe
zunahm. Die Eruption sorgte auch dafür, dass Staub und Gas teilweise aus der
Sichtlinie verschwanden und so der Stern und seine Umgebung sichtbar wurde.
Die Geburt eines Sterns dauert mehrere zehntausend Jahre und so stellt die
Beobachtung des McNeil-Nebels lediglich eine Momentaufnahme des Prozesses dar. Um
einen Einblick in die gesamte Entstehungsgeschichte eines Stern zu bekommen,
müssen Astronomen also versuchen, verschiedene "Geburten" in unterschiedlichen
Phasen zu beobachten. Der jetzt beobachtete Ausbruch des McNeil-Nebels war nicht
der erste und muss nicht der letzte des jungen Sterns gewesen sein: Auf
Archivbildern entdeckte man ein ähnliches Ereignis im Jahr 1966. "Wir wissen
sehr wenig über diese Art von Eruptionen, daher können wir auch nicht
voraussagen, ob es zu weiteren kommen wird oder der Stern bald wieder
verschwinden wird", so Aspin. "Es ist schon ein wahrer Glücksfall, dass Mr.
McNeil den Nebel entdeckt hat. Je früher wir in einem solchen Fall mit den
Beobachtungen beginnen, desto größer ist die Chance zu verstehen, was eigentlich
vor sich geht."
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