CHANDRA
Entferntester kosmischer Jet aufgespürt
von Rainer Kayser
19. November 2003
Mit Hilfe
des Röntgenteleskops Chandra gelang amerikanischen Forschern die
Entdeckung des am weitesten entfernten kosmischen Jets - ein Plasmastrahl von
rund 100.000 Lichtjahren Länge. Der Zufallsfund könnte wichtige Informationen
über die kosmische Hintergrundstrahlung liefern.
Der Quasar GB1508+5714 (oben) und eine Prinzipskizze des
Systems, das von Chandra beobachtet wurde. Bild: CXC/M.
Weiss (Illustartion); NASA / CXC / SAO / A. Siemiginowska et al.
(Röntgenbild) |
Auf Röntgenbildern des amerikanischen Satelliten Chandra haben Forscher
den bislang am weitesten entfernten Plasmastrahl - oder auch Jet - des Universums
aufgespürt. Der Strahl aus hochenergetischen, elektrisch geladenen
Teilchen wird von einem supermassiven Schwarzen Loch im Zentrum eines
Quasars erzeugt und reicht 100.000 Lichtjahre weit ins All hinaus. Den
Astronomen bietet der zwölf Milliarden Lichtjahre entfernte Plasmastrahl
die Möglichkeit, die Intensität der kosmischen Hintergrundstrahlung 1,4
Milliarden Jahre nach dem Urknall zu untersuchen.
"Wir gehen ganz selbstverständlich davon aus, dass die
Hintergrundstrahlung - das Echo des Urknalls - sich mit der Zeit auf
vorhersagbare Art und Weise ändert", erläutert Aneta Siemiginowska vom
Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics in Cambridge, Massachusetts,
die an den Forschungen beteiligt ist. "Mit diesem Plasmastrahl haben wir
die Möglichkeit, diese Annahme zu überprüfen." Die Astronomin und ihre
Kollegen hoffen, dass der Strahl des Quasars GB1508+5714 nur das erste
Beispiel einer Vielzahl von Objekten in großer Entfernung ist, die sich
mit dem Chandra-Satelliten aufspüren lassen.
Die Entdeckung des Jets war eine Überraschung für die
Wissenschaftler. Zwar war seit langem bekannt, dass GB1508+5714 eine
starke Röntgenquelle ist, doch bislang gab es keinerlei Anzeichen für
eine komplexere Struktur des Objekts. Siemiginowska und ihre Kollegen
hatten GB1508+5714 eigentlich beobachtet, um die Röntgenstrahlung des
Staubes zwischen der Erde und dem fernen Quasar zu messen. Die
Entdeckung des Plasmastrahls war also ein echter Zufallstreffer.
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