Neue
Lebensform in kalifornischem Salzsee entdeckt
von Stefan
Deiters
astronews.com
31. Juli 2003
Sie leben
ohne Sauerstoff und gedeihen in einer salzigen, basischen Umgebung:
Spirochaeta americana. Für die Wissenschaftler des National Space Science
and Technology Center in Huntsville, die die Lebensform in einem
kalifornischen Salzsee entdeckt haben, sind die Bakterien ein Beispiel dafür,
welche Art von Leben eventuell noch auf dem Mars zu finden ist.
Mikroskop-Aufnahme der Spirochaeta americana. Bei den grünen
Strukturen handelt es sich um lebende Zellen. Foto:
Richard B. Hoover, Elena Pikuta und Asim Bej, NASA/NSSTC
University of Alabama at Huntsville und University of Alabama at
Birmingham. |
Die Entdeckung der Forscher wurde in der Mai-Ausgabe des International
Journal of Systematic and Evolutionary Microbiology veröffentlicht.
Spirochaeta americana heißt der von Richard Hoover und Dr. Elena Pikuta in
nahezu sauerstofflosen Sedimenten eines Nord-Kalifornischen Salzsees
entdeckte Organismus, der nach Ansicht der Forscher neue Informationen darüber
liefern könnte, welche Art von Lebensformen man eventuell auf dem Mars erwarten
könnte.
Bei den entdeckten Mikroorganismen handelt es sich um eine lange, dünne
Bakterienart, die unter den unwirklichsten Bedingungen auf der Erde überleben
kann. "Die Umweltbedingungen unter denen diese Bakterien leben, wäre für viele
andere Lebensformen absolut tödlich, auch für Menschen", erläutert Pikuta. Genau
wie wir benötigen nämlich die meisten anderen Lebewesen Sauerstoff, um überleben
zu können. Spirochaeta americana hingegen wächst ohne Sauerstoff,
benötigt kein frisches Wasser, sondern gedeiht am besten in einer basischen
Flüssigkeit mit einem pH-Wert von 8,0 bis 10,5. Erstmals wurde ein Organismus
von der Typ Spirochaeta im Jahr 1835 entdeckt, seitdem wurden in der
Natur nur 13 weitere Typen in freier Natur nachgewiesen, die alle in
vermeintlich lebensfeindlichen Umgebungen gedeihen. "Diese extrem dünnen und
sehr anmutigen Bakterien bewegen sich sehr elegant", so Pikuta. "Ihre Zellwände
sind sehr empfindlich und es sehr schwierig, sie für längere Zeit im Labor am
Leben zu erhalten."
Diese urzeitlichste aller Lebensformen auf der Erde kann an den unmöglichsten
Orten überleben: In säurehaltigen Seen, heißen Vulkanschloten, Gletschern, in
nuklearem Abfall und unter hohem Druck und absoluter Dunkelheit in der Tiefsee
oder in der Erdkruste. Viele kommen dabei auch ganz ohne Sauerstoff aus: "Leben
benötigt immer flüssiges Wasser und eine Form von Energie, allerdings nicht
immer Sauerstoff", so Hoover. Ganz im Gegenteil: Mikroorganismen wie
Spirochaeta americana können gar nicht existieren, wenn Sauerstoff vorhanden
ist. Diese Tatsache hilft es Wissenschaftlern nachzuvollziehen, wie sich
eventuell auf anderen Welten Leben entwickelt haben könnte, das unter völlig
anderen Bedingungen existiert.
"Andere Planeten und Monde in unserem Sonnensystem verfügen nicht über eine
sauerstoffreiche Atmosphäre, wie wir sie auf der Erde kennen", erläutert Hoover.
"Daher sind Mikroorganismen, die ohne Sauerstoff auskommen, ausgezeichnete
Objekte für astrobiologische Forschungen. Wenn wir auf anderen Planeten Leben
finden, dürfte es sich vermutlich um eine Form von Mikroorganismen handeln."
Denkbare Orte, um nach solchem Leben zu suchen, wäre etwa der Mars oder aber die
beiden Jupitermonde Europa und Ganymed. "Das Ziel der Astrobiologie ist es,
herauszufinden, ob sich nur auf der Erde Leben entwickeln konnte, oder ob es
auch auf anderen Welten existiert."
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