1.000 Tage
und so manche Frage
von Stefan
Deiters
astronews.com
29. Juli 2003
Eigentlich
läuft in Sachen ISS derzeit nicht so viel nach Plan: Die Shuttle-Flotte
der NASA, die eigentlich die Hauptarbeit beim Aufbau der Internationalen
Raumstation ISS leisten soll, ist seit der
Columbia-Tragödie stillgelegt und im All hält eine Notbesatzung die
Stellung. Doch trotzdem will man heute ein wenig feiern: Seit 1.000 Tagen
nämlich ist der Außenposten im Erdorbit ständig besetzt.
Seit 1.000 Tagen mit Besatzung: die Internationale Raumstation
ISS. Foto:
NASA |
Seit 1.000 Tagen ist der Außenposten der Erde im All nun besetzt: Seit dem 2.
November 2000 befindet sich ständig eine Besatzung an Bord der Internationalen
Raumstation ISS, inzwischen die Expedition Crew 7. Seit damals ist die
ISS dramatisch angewachsen und verfügt nun über mehr Platz als ein geräumiges
Einfamilienhaus. In den sieben Besatzungen dienten insgesamt zehn Amerikaner und
zehn Russen, die zusammen zwölf Arbeitseinsätze im All absolvierten, elf
Raumfähren begrüßen konnten und durch insgesamt zehn russischen Raumfrachter
versorgt wurden. Vier Mal machte eine Sojus-Raumkapsel an der ISS fest.
Die jeweilige Besatzung an Bord der ISS hat sich inzwischen so gut es geht
eingerichtet: Es existieren Arbeits- und Wohnbereiche, ein Fitnessraum, wo man
trotz Schwerelosigkeit Gewichte stemmen kann und insgesamt sieben
Forschungseinrichtungen, in denen physikalische, biologische und
raumfahrtspezifische Experimente durchgeführt werden können. Außerdem bietet
sich auf der ISS die Möglichkeit, biologische Forschungen über die Auswirkungen
der Schwerelosigkeit anzustellen, die wichtig sind, um eventuell bemannte
Missionen zum Mars zu planen.
Trotz allem Optimismus, den die NASA anlässlich des Jubiläums verbreitet, sind
schon vor der Columbia-Katastrophe dunkle Wolken über der ISS aufgezogen: Das
Rettungsfahrzeug, das die NASA entwickeln wollte, um bis zu sechs
Besatzungsmitglieder von der ISS zu evakuieren, fiel Sparmaßnahmen zum Opfer,
was bedeuten würde, dass die Anzahl der Besatzungsmitglieder auf drei
Astronauten beschränkt bliebe - zu wenig für den eigentlich geplanten
Forschungsbetrieb, den beispielsweise auch die ESA im europäischen Weltraumlabor
Columbus plant. Inzwischen wird überlegt, eine zweite Sojus-Kapsel
als Rettungsboot anzudocken.
Die Folgen die für die ISS durch die Columbia-Katastrophe entstanden sind,
dürften bis zu einer Wiederaufnahme der Shuttle-Flüge schwer abzuschätzen sein.
Mit der derzeitigen Notbesatzung ist - trotz anders lautender Bekundungen - nur
ein absolutes wissenschaftliches Minimalprogramm möglich. Für den Weiterbau der
ISS ist man - etwa bei Columbus - auf die Transportkapazität der
amerikanischen Raumfähren angewiesen. Für die ISS und vor allem für die
Beantwortung der Frage, ob sich die Investition in eine ständige Raumstation
gelohnt hat, werden wohl die nächsten 1.000 Tage entscheidend sein.
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