Das
Geheimnis des Eulen-Nebels
von Stefan
Deiters
astronews.com
14. Juli 2003
Zum ersten
Mal ist es Astronomen gelungen, die Gestalt und Geschichte eines planetarischen
Nebels mit Hilfe eines zusammenhängenden Modells zu erklären. Ziel der
Bemühungen war der berühmte Eulen-Nebel im Sternbild Großer Bär. Bislang waren
die Modelle nur in der Lage, das Aussehen des Nebels korrekt wiederzugeben.
Der "Eulen-Nebel" Messier 97 oder NGC 3587. Foto:
Karen Kwitter (Williams College), Ron Downes (STScI), You-Hua
Chu (University of Illinois) und NOAO / AURA / NSF [Großansicht] |
Auf den ersten Blick ähnelt NGC 3587 oder Messier 97 dem Gesicht einer Eule
und deswegen ist der rund 2.000 Lichtjahre von der Erde entfernte planetarische
Nebel besser unter dem Namen "Eulen-Nebel" bekannt. Im Grunde genommen besteht
er aus drei Schalen: Einen etwas schwächeren äußeren Halo, einer runden
mittleren Schale und einer elliptischen Schale im Zentrum, die wiederum zwei
dunklere Bereiche, die Augen der Eule, und zwei hellere Regionen, Stirn und
Schnabel, enthält.
In der Juni-Ausgabe der Zeitschrift Astronomical Journal
veröffentlichten Forscher der amerikanischen Universität von Illinois in
Urbana-Champaign, vom spanischen Institutio de Astrofisica de Canarias
sowie vom amerikanischen Williams College in Williamstown ein zusammenhängende
Modell des Eulen-Nebels, das sowohl seine Form als auch seine Entwicklung
wiedergibt. Aus Beobachtungen auf der Kanareninsel La Palma sowie auf dem Kitt
Peak Observatorium folgerten die Wissenschaftler, dass der Halo des Nebels
entstand, als der sterbende Stern erstmals große Teile seiner Hülle verlor.
Durch Instabilitäten entstand bald darauf nicht nur ein stellarer Wind,
sondern, so das Modell der Forscher, ein Superwind, der große Mengen von
Material ins All blies, welches die mittlere Schale bildete. Durch einen noch
heftigeren Wind bildete sich dann die innere Schale mit ihren Aushöhlungen.
Dieser Wind hat jedoch inzwischen aufgehört, so dass die Aushöhlungen langsam
wieder mit Material des Nebels gefüllt werden.
"Verschiedene Entwicklungsmodelle können immer die gleiche Struktur des
Nebels reproduzieren", erläutert Martin A. Guerrero von der University of
Illinois, "aber bislang hat keines die Bewegungen im Nebel richtig
wiedergegeben. Es gibt viele Untersuchungen über planetarische Nebel, aber viele
davon schauen sich immer nur einen Teil der Daten an und ignorieren einfach das
Gesamtbild."
Auch andere planetarische Nebel bestehen im Prinzip aus drei verschiedenen
Schalen: Auch diese könnten sich, so Karen Kwitter vom Williams College, ähnlich
wie der Eulen-Nebel entwickelt haben. "Diese planetarischen Nebel machen eine
interessante Gruppe von Objekten aus, die es sich lohnt zu studieren. Der
Eulen-Nebel ist darunter der uns am nächsten gelegene mit einer Entfernung von
nur rund 2.000 Lichtjahren."
Bei planetarischen Nebeln handelt es sich, im Gegensatz zu ihrem Namen, nicht
um Planeten, sondern um Sterne am Ende ihrer Entwicklung. William Herschel
jedoch fühlte sich 1782 bei der Beobachtung eines dieser Objekte an Uranus und
Neptun erinnert und ist dadurch verantwortlich für die irreführende
Namensgebung. Sterbende Sterne stoßen einen großen Teil ihrer Hülle ins All ab
und regen dieses Gas dann durch intensive Strahlung zum Leuchten an.
Planetarische Nebel gehören mit zu den schönsten und farbenprächtigsten Objekten
im Weltall.
|