ASTRONAUTEN
Ursache für
rätselhafte Lichtblitze gefunden?
von Rainer Kayser
17. April 2003
Lange
rätselten Mediziner über die Ursache von mysteriösen Lichtblitzen, von den
Astronauten seit der Apollo-Mission berichteten. Jetzt glauben Forscher hinter
die Ursache dieser Erscheinung gekommen zu sein: Nicht nur die Protonen der
kosmischen Strahlung sind dafür verantwortlich, sondern auch schwere Atomkerne.
Astronaut Edwin E. Aldrin auf dem Mond: Rätselhafte Lichtblitze
seit der Apollo-Mission. Foto: NASA |
Seit den Apollo-Raumflügen berichten Astronauten immer wieder über
rätselhafte Lichtblitze, die offenbar im Auge selbst durch
hochenergetische Partikel ausgelöst werden. Jetzt veröffentlichte
Ergebnisse von Experimenten an Bord der russischen Raumstation Mir
zeigen, dass die Blitze offenbar von zwei unterschiedlichen Prozessen
ausgelöst werden. Wie Marco Casolino und seine Kollegen von der
Universität Tor Vergata in Rom jetzt im Fachblatt Nature berichten,
sind es nicht nur Protonen, wie bislang vermutet, sondern auch schwere
Atomkerne, die bei den Astronauten zu den visuellen Erscheinungen führen.
Im Prinzip wirken die Augen der Astronauten wie Detektoren für die
hochenergetischen Teilchen der kosmischen Strahlung. Die Teilchen
reagieren mit Atomen im Auge und lösen so Lichtblitze aus, die von der
Retina wahrgenommen werden. Da die kosmische Strahlung überwiegend aus
Protonen besteht, waren die Raumfahrt-Mediziner bislang davon
ausgegangen, dass Protonen die Lichtblitze auslösen. Dann jedoch sollte
die Häufigkeit der beobachteten Lichtblitze proportional zum
Protonenfluss im Inneren des Raumfahrzeugs sein.
Die Untersuchungen von Casolino und seinen Kollegen zeigen nun jedoch,
dass es so einfach nicht ist. Um der Ursache der Blitze auf die Spur zu
kommen, hatten die Forscher Raumfahrer an Bord der Mir mit Helmen
ausgestattet, die Teilchendetektoren enthielten. Insbesondere beim
Durchqueren der so genannten "Südatlantischen Anomalie", einer Region
mit besonders hohem Protonenfluss, zeigte sich, dass die Häufigkeit der
Lichtblitze völlig unabhängig von der Anzahl der Protonen ist.
Casolino und seine Kollegen schließen aus den Daten, dass neben den
Protonen eine zweite Komponente an den visuellen Erscheinungen beteiligt
ist. Sie vermuten, dass es sich dabei um direkte Wechselwirkungen
schwerer Atomkerne der kosmischen Strahlung mit der Retina handelt.
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