XMM
Neuer Atlas
des Röntgenhimmels
Redaktion
astronews.com
14. April 2003
Einer der umfangreichsten Kataloge kosmischer Röntgenquellen wurde jetzt
der internationalen Astronomengemeinde zur Nutzung übergeben. Er ist das
Resultat von mehr als zweijährigen Beobachtungen mit dem europäischen
Röntgensatelliten XMM-Newton. Der Katalog verzeichnet etwa 30.000
Sterne und Galaxien sowie weitere Quellen, von denen viele erstmals im
Röntgenlicht beobachtet wurden.
Auf der bisher längsten mit XMM-Newton gemachten Aufnahme
(Belichtungszeit etwa eine Million Sekunden) zeichnen sich
mehrere Hundert Röntgenquellen ab. Hauptsächlich handelt es sich
hierbei um Milliarden von Lichtjahren entfernte Galaxien, in
deren Zentren massereiche Schwarze Löcher energiereiche
Röntgenstrahlen erzeugen. Foto: Max-Planck-Institut für
extraterrestrische Physik / Hasinger |
Der XMM-Newton-Katalog basiert auf den Bildern von Röntgenkameras im
Brennpunkt dreier identischer Teleskope, die jeweils dasselbe - etwa dem
Vollmond entsprechende - Himmelsareal erfassen. Jede Aufnahme zeigt einige
Dutzend bis einige Hundert Röntgenquellen. Neben deren Position, ihrer
Helligkeit und ihrer "Röntgenfarbe" liefert der Katalog eine Vielzahl
ergänzender Informationen aus bereits vorliegenden astronomischen Verzeichnissen
in anderen Spektralbereichen. Spätere Versionen des Katalogs, die im Lauf der
weiteren, auf insgesamt zehn Jahre veranschlagten XMM-Newton-Mission erarbeitet
werden, sollen mehr als 100.000 Röntgenquellen beschreiben.
Das Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik (MPE) in Garching bei
München war maßgeblich an der Entwicklung der Teleskopspiegel und der
Röntgendetektoren von XMM-Newton beteiligt. Aus dem MPE kommt auch ein
wesentlicher Teil der Software für die Erstellung des Katalogs und die weitere
Analyse der Daten - die als Teil des gesamten Datenanalyse-Softwarepakets der
ESA nun allen interessierten Forschern zur Verfügung steht.
Die Garchinger Wissenschaftler ernten als Lohn für ihre Leistung neue
Einblicke in den Röntgenhimmel. So wurden beispielsweise im Rahmen der bisher
längsten Beobachtung mit dem XMM-Newton-Satelliten - bei einer
Gesamt-Belichtungszeit von rund einer Million Sekunden - zahlreiche Galaxien
aufgespürt, in deren Zentren massereiche Schwarze Löcher energiereiche
Röntgenstrahlung aussenden. Diese Schwarzen Löcher liegen normalerweise hinter
Gas- und Staubwolken verborgen; nur Röntgenstrahlen hoher Energie durchdringen
diese Barriere - und damit leistet XMM-Newton einen wichtigen Beitrag zum
Verständnis massereicher Schwarzer Löcher, die ihrerseits eine zentrale Rolle
bei der Entwicklung des Universums spielen.
XMM-Newton ist Nachfolger des deutschen Röntgensatelliten ROSAT, der
am Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik entwickelt wurde. Viele der
mit ROSAT gewonnenen Erfahrungen in der Detektor- und Software-Technik gingen in
den neuen Satelliten ein. So kann der am 10. Dezember 1999 gestartete
XMM-Newton wesentlich schwächere Röntgenquellen in einem größeren
Energiebereich mit höherer Genauigkeit erfassen. Und anders als ROSAT, der den
gesamten Himmel nach Röntgenquellen durchforstete - und dabei an die 100.000
Objekte aufdeckte -, konzentriert sich XMM-Newton auf die ausführliche
Untersuchung bestimmter Himmelsgebiete. Dank seiner neu entwickelten Optik
erfasst er dabei Quellen, die für ROSAT noch hinter Gas- und Staubschwaden
verborgen blieben - und öffnet damit ein Fenster zum Studium bislang
"verdunkelter Objekte", darunter Schwarze Löcher und neu geborene Sterne.
Der neue Röntgenkatalog wurde im Namen der ESA durch das XMM-Newton Survey
Science Centre erstellt. Daran sind - unter der Leitung von Dr. Mike Watson
von der englischen Universität Leicester - neben dem Max-Planck-Institut für
extraterrestrische Physik und dem Astrophysikalischen Institut Potsdam sieben
weitere europäische Institute beteiligt. Auf Seiten der ESA ist Dr. Fred Jansen
für das Projekt XMM-Newton zuständig - und hoch zufrieden über die erste
Ausgabe des Katalogs: "Er liefert die Standard-Referenz für die nächsten
Jahrzehnte - mit reichen Informationen über eine gewaltige Zahl neuer Objekte am
Röntgenhimmel."
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