Der amerikanische Röntgensatellit Chandra hat ein Bild des Universums
vor fünf Milliarden Jahren geliefert. Die Astronomen um Richard Mushotzky
vom Goddard Space Flight Center der NASA präsentierten die Aufnahme
jetzt auf einer Fachtagung im kanadischen Mount Tremblant. Das
Röntgenbild zeige den Kosmos zu einer Zeit, als sich gerade die heute
vertrauten Strukturen aus großen Galaxienhaufen, Filamenten und
gigantischen Leerräumen gebildet haben, so die Forscher.
Die Astronomen hatten den Satelliten auf das so genannte "Lockman-Loch"
im Sternbild Großer Bär gerichtet. Diese Region erscheint bei
Beobachtungen im optischen Bereich weitgehend leer, nur wenige Galaxien
sind zu erkennen. Mit Chandras Röntgenaugen konnten die Forscher dort
nun sieben Mal mehr Galaxien aufspüren, als zuvor mit optischen oder
Radio-Beobachtungen. Damit konnte das bislang beste Bild der
Strukturentstehung in der Zeit vor fünf Milliarden Jahren gewonnen
werden, so Mushotzky. Die neu entdeckten Galaxien sind entweder zu
leuchtschwach, oder sie werden durch Staubwolken verdeckt, so dass sie
nicht mit gewöhnlichen Teleskopen gesehen werden können. Die
hochenergetische Röntgenstrahlung vermag jedoch diese Staubschleier zu
durchdringen.
Das Bild zeige das Universum einige Milliarden Jahre nach der Entstehung
der ersten Galaxien. "Stück für Stück erstellen wir eine Art Fotoalbum
von der Entwicklung des Universums", ordnet Yuxuan Yang von der
University of Maryland, einer der beteiligten Forscher, die neue
Aufnahme ein. "Vor einem Monat hat uns die Wilkinson Microwave
Anisotropy Probe ein Babyfoto des Universums geliefert (astronews.com
berichtete), jetzt haben wir
ein Röntgenbild des jugendlichen Kosmos erhalten."