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SPACE SHUTTLE
Columbia beim Landeanflug zerbrochen
von Stefan Deiters
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2. Februar 2003

Der 1. Februar 2003 wird als schwarzer Tag in die Geschichte der bemannten Raumfahrt eingehen. Die US-Raumfähre Columbia zerbrach 16 Minuten vor der geplanten Landung in Florida in 60 Kilometer Höhe über Texas. Die NASA schloss einen terroristischen Hintergrund der Katastrophe aus. Überreste des Shuttles sind über mehrere US-Bundesstaaten verstreut. Darunter sollen sich auch Leichenteile von Besatzungsmitgliedern befinden.

STS-107 Missionslogo
Das Missionslogo der Mission STS 107. Bild: NASA

Die Mission der Columbia, die am 16. Januar 2003 vom Kennedy Space Center in Florida aus zu einer 16-tägigen Wissenschaftsmission ins All gestartet war (astronews.com berichtete), verlief bis zu der tragischen Katastrophe reibungslos. Sogar das Wetter, das schon so manche Shuttle-Landung verzögert hatte, schien diesmal mitzuspielen. Bei strahlend blauem Himmel wollten daher auch viele Menschen die Bahn der sich Florida nähernden Raumfähre verfolgen. Doch was sie dann - zusammen mit Millionen von Fernsehzuschauern -  gegen 15 Uhr MEZ sahen, ließ ihnen den Atem stocken: Statt eines dünnen Kondensstreifen waren da plötzlich mehrere zu sehen - die Raumfähre war offenbar über Texas im Flug auseinander gebrochen. Wenig später regnete es Wrackteile vom Himmel, vor deren Berührung die NASA eindringlich warnte, um Gesundheitsrisiken vorzubeugen.

Am Abend gaben NASA-Experten erste Erkenntnisse darüber bekannt, was sich in den letzten Minuten an Bord der Columbia abgespielt haben könnte: Ein sichtlich mitgenommener Milt Hefin, verantwortlicher Flugdirektor, sagte, dass gegen 14.53 Uhr MEZ, also nur wenige Minuten vor dem Abbrechen der Funkverbindung gegen 15 Uhr, das Kontrollteam am Boden auf nicht mehr funktionierende Temperatursensoren am Hydrauliksystem am linken Flügel der Raumfähre aufmerksam wurden. Drei Minuten später, so heißt es in einem NASA-Statusbericht, hätte man auch eine erhöhte Temperatur auf der linken Seite registriert, in der Pressekonferenz wurde dies allerdings nicht bestätigt. Um 14.58 Uhr fielen dann weitere Temperatursensoren auf der linken Seite aus und eine Minute später noch weitere Sensorsysteme - alle auf der linken Seite.

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Bis kurz vor dem Abbruch der Kommunikation hatte im Kontrollzentrum allerdings niemand, so wurde von NASA-Vertretern auf der Pressekonferenz betont, mit einem ernsthaften Problem gerechnet, da einzelne Sensorausfälle durchaus nichts ungewöhnliches sind. Erst der massenhafte Ausfall von Sensoren an einer Seite der Raumfähre machte die Flugingenieure stutzig. Auch die Columbia-Crew wurde wohl über die Sensorprobleme informiert und hat den Empfang der entsprechenden Meldung auch noch bestätigt. Dann brach die Kommunikation ab. Als es nicht gelang die Verbindung mit dem Shuttle wieder herzustellen, ging man im Kontrollzentrum vom Schlimmsten aus - zu Recht wie sich herausstellte und wie Millionen Fernsehzuschauer durch die Bilder vom Himmel über Texas schon ahnten: Die Fernsehübertragung war im Kontrollzentrum nicht zu sehen gewesen.

Shuttle-Programmmanager Ron Dittemore erläuterte, dass umgehend Untersuchungsteams eingesetzt worden wären, um die Ursache der Katastrophe herauszufinden. Besondere Hoffnung setzen die NASA-Verantwortlichen dabei auf die Wrackteile der Columbia. Zur Zeit würde es aber keine "Smoking Gun", also ein rauchendes Gewehr, als Erklärung für die Ursache des Absturzes geben. Von vielen Seiten wurden spekuliert, dass die Probleme am linken Flügel des Orbiters mit einem Vorfall beim Start der Columbia zusammenhängen könnten: Kurz nach dem Start der Raumfähre hatte sich ein Teil der Isolierung des großen Haupttanks der Columbia, der später abgetrennt wird, gelöst und war gegen den linken Flügel der Raumfähre geprallt. Gründliche Untersuchungen hätten aber im Anschluss ergeben, dass dies zu keinem Problem bei der Landung hätte führen sollen. Jetzt, so Dittemore, müsse man dies natürlich noch einmal untersuchen. Auf Nachfrage erläuterte er, dass es für die Mannschaft im All keine Möglichkeit gegeben hätte, ein eventuell beschädigtes Hitzeschild bei einem Weltraumspaziergang zu reparieren. "Das Hitzeschild-Kacheln sind so konstruiert, dass sie nicht abfallen".

Die Columbia war die älteste der US-Raumfähren. Sie unternahm 1981 den ersten Flug einer Raumfähre. Das Alter der Shuttle sollte nach Ansicht von Experten bei der Katastrophe keine Rolle gespielt haben: Andere Raumfähren waren schon öfter als die Columbia im All und die Columbia selbst sei erst vor kurzem aufwendig modernisiert worden. Jede Raumfähre ist für mindestens 100 Raumflüge ausgelegt. Für die Columbia war es die 28. Reise ins All. Die weiteren Shuttle-Flüge - als nächstes war am 1. März ein Flug zur Internationalen Raumstation ISS geplant - sind erst einmal ausgesetzt. Die Besatzung der ISS kann bis Mitte des Jahres ohne Shuttle-Besuche auskommen. Sie sollte eigentlich Anfang März ausgetauscht werden. Heute startet von Baikonur aus ein Progress-Raumfrachter, der neue Versorgungsgüter zur ISS bringen soll. Der Flug war schon seit längerem geplant.

Links im WWW
Space Shuttle, Seiten der NASA
siehe auch
Space Shuttle: Wasserschnecken im Weltall - 21. Januar 2003
Space Shuttle: Europäische Forschung im All - 16. Januar 2003
STS-107 Missionsseite
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