PLANETENENTSTEHUNG
Stellare
Kokons im Carina-Nebel
von Rainer Kayser
20. Januar 2003
Im
Carina-Nebel haben Astronomen eine beträchtliche Anzahl potentieller stellarer Kokons um
extrem heiße Sterne beobachtet, in deren Inneren sich eventuell protoplanetare
Scheiben befinden. Hier könnten also einmal Planeten entstehen. Der Fund
überrascht, da die Forscher bislang vermutet hatten, dass es um so heiße Sterne keine
Planeten geben kann.
Potentielle stellare Kokons im Carina-Nebel. Foto:
University of Colorado/NOAO/AURA/NSF. [Großansicht] |
Eine große Zahl dichter Gas- und Staubhüllen um heiße Sterne hat ein Team
amerikanischer Astronomen im Carina-Nebel entdeckt. Es ist das erste Mal, dass
derartige stellare Kokons bei so heißen Sternen nachgewiesen werden konnten.
Bislang kannten die Forscher solche Umhüllungen nur von Sternen im näher
gelegenen Orion-Nebel. Im Inneren der Kokons befinden sich vermutlich
protoplanetare Scheiben, in denen Planeten entstehen.
"Die Sterne im Carina-Nebel zählen zu den heißesten und massereichsten in der
Milchstraße", erläutert Nathan Smith von der University of Colorado in Boulder,
einer der beteiligten Astronomen. "Das bedeutet, dass protoplanetare
Scheiben möglicherweise viel häufiger vorkommen, als bislang vermutet." Bislang
gingen die Astronomen davon aus, dass bei extrem heißen Sternen keine Planeten
entstehen können, da die starke Strahlung Gas und Staub aus der Umgebung des
Sterns hinaus bläst.
Mit 7300 Lichtjahren ist der Carina-Nebel rund viermal weiter von der Erde
entfernt als der Orion-Nebel. Die Astronomen spürten die stellaren Kokons mit
dem vier Meter großen Blanco-Teleskop des Cerro Tololo Inter-American
Observatory (CTIO) in Chile auf. Die Gas- und Staubhüllen sind 2000 bis
10.000 Erdbahnradien groß. Das ist bis zu zehn Mal größer als entsprechende
Objekte im Orionnebel. Aus der Beobachtung der Kokons im Carina-Nebel erhoffen
sich die Forscher neue Erkenntnisse über die Planetenentstehung unter extremen
Bedingungen.
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