SATURN
Warum
Saturns Achse so schief steht
von Rainer Kayser
28. Oktober 2002
Die
Rotationsachsen der meisten Planeten sind mehr oder weniger stark gegen ihre
Umlaufebene geneigt. Beim Ringplaneten Saturn führt dies dazu, dass man das
Ringsystem aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten kann. Doch während die
Stellung der Drehachse der Erde vermutlich durch urzeitliche Einschläge zu
erklären ist, könnte im Fall von Saturn der Neptun dafür verantwortlich sein.
Der Saturn im Laufe von fünf Jahren. Foto:
STScI / Hubble Heritage Team |
Die Rotationsachse des Planeten Saturn ist um 27 Grad gegen seine Bahnebene
geneigt. Nur aus diesem Grund bieten die Saturnringe von der Erde aus betrachtet
einen schönen Anblick. Bei einer geringen Neigung der Rotationsachse nämlich
würden wir stets auf die Kante der Ringe schauen und nicht viel von ihnen sehen.
Warum Saturn jedoch so schief im All steht, ist den Planetenforschern bislang
ein Rätsel. Zwei amerikanische Astronomen glauben nun die Lösung dieses Rätsels
gefunden zu haben. Demnach steht die Bewegung Saturns in einer 1,8 Millionen
Jahre währenden Resonanz mit der Bahn des Planeten Neptun. Diese Resonanz, so
die beiden Forscher, halte den Saturn in seine Schräglage fest.
William Ward vom Southwest Research Institute im texanischen San Antonio
und Douglas Hamilton von der University of Maryland in College Park erläuterten
ihre Überlegungen kürzlich auf einer Tagung der Abteilung für Planetenforschung
der American Astronomical Society. Obwohl Neptun kleiner ist als Saturn,
besitzt seine Bahnbewegung rund den 10.000-fachen Drehimpuls der Bahnbewegung
Saturns. In der Frühphase des Sonnensystems habe sich, so Ward und Hamilton, der
Orbit Neptuns dramatisch verändert und dadurch die Achse des Saturn gekippt. Als
Indiz für diese Wechselwirkung sehen die beiden Forscher eine periodische
Verschiebung der Neptunbahn über einen Zeitraum von 1,87 Millionen Jahren. Dies
sei in auffälliger Übereinstimmung mit der periodischen Torkelbewegung der
Saturnachse alle 1,83 Millionen Jahre.
Auch die Erde besitzt mit 23,5 Grad eine vergleichsweise große Neigung der
Rotationsachse gegen die Bahnbewegung. Bei den kleinen terrestrischen Planeten
lassen sich solche Neigungen aber mit Einschlägen großer Himmelskörper erklären.
Bei den großen Gasplaneten dagegen können selbst solche großen Einschläge nicht
zu einem Umkippen der Rotationsachse führen. Dies zeigt sich auch beim Jupiter,
dessen Achse lediglich um drei Grad gegen die Umlaufbahn geneigt ist.
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