Auch die Erde hatte früher vermutlich einen Ring wie der Saturn. Davon sind
die beiden Geophysiker Peter Fawcett von der University of New Mexico und
Mark Boslough von den Sandia National Laboratories in Albuquerque,
Neu-Mexiko, überzeugt. Nach ihrer kürzlich im Fachblatt Geophysical Research
veröffentlichten Hypothese ist es in der Erdgeschichte mehrfach zur Bildung
eines Trümmerrings um die Erde gekommen, ausgelöst durch die Kollision der Erde
mit Asteroiden. Die Ringe hätten dann jeweils einige 100.000 Jahre existiert und
durch ihren Schattenwurf zu einer Abkühlung des irdischen Klimas geführt.
Das wahrscheinlichste Szenario für die Entstehung eines Rings ist das Eindringen
eines mehrere Kilometer großen Asteroiden in die Erdatmosphäre unter einem sehr
flachen Winkel, schreiben Fawcett und Boslough. Wie ein unter flachem Winkel auf
eine Wasseroberfläche geschleuderter Stein prallt der Himmelskörper an der
Erdatmosphäre ab. Beim Durchflug durch die Lufthülle verdampft jedoch ein großer
Teil des Himmelskörpers und bildet daher anschließend eine Dampfwolke um die
Erde, aus der dann ein Ring aus kleinen Trümmerstücken, so genannten Tektiten,
kondensiert.
"Ein solcher Ring um den Erdäquator hätte einen starken Einfluss auf das Klima",
erläutern Fawcett und Boslough, "denn er reflektiert einen signifikanten Anteil
der Sonnenstrahlung zurück ins All." So ließe sich zum Beispiel die lang
andauernde Klimaänderung nach einem Asteroideneinschlag vor 35 Millionen Jahren
erklären. Andererseits gab es offenbar nach dem Einschlag auf der
Yukatan-Halbinsel in Mexiko vor 65 Millionen Jahren, in dessen Folge die
Dinosaurier ausgestorben sind, keine langfristige Klimaänderung. Demnach, so die
beiden Forscher, hat sich nach diesem Einschlag kein Ring um die Erde gebildet.