SOHO/TRACE
Gewaltige
Plasmastürme auf der Sonne
von Rainer Kayser
16.
Mai 2002
Mit Hilfe von Messungen der europäisch-amerikanischen Sonnensonde
SOHO und des US-Satelliten TRACE spürte ein Forscherteam in Amerika
gewaltige Plasmastürme auf unserem Zentralgestirn auf. Die Beobachtungen,
so die Wissenschaftler, geben ganz neue Einblicke in die Vorgänge in der
Sonnenkorona.
TRACE beobachtete gewaltige koronale Bögen auf der Sonne
Foto: NASA und das TRACE-Team [Großansicht] |
In der Atmosphäre unserer Sonne toben Plasmastürme mit Geschwindigkeiten von
bis zu 320.000 Kilometern pro Stunde. Das zeigen Beobachtungen mit dem
amerikanischen Satelliten TRACE und der europäisch-amerikanischen Sonnensonde
SOHO, die jetzt von einem Forscherteam des Harvard-Smithsonian Center for
Astrophysics in Cambridge, Massachusetts veröffentlicht wurden. "Diese
Entdeckung revolutioniert unser Verständnis der koronalen Bögen, gigantischer
Strukturen aus elektrisch geladenem Gas in der Sonnenatmosphäre", betont Amy
Winebarger, eine an dem Projekt beteiligte Sonnenforscherin.
Die Atmosphäre der Sonne ist von starken Magnetfeldern durchdrungen, die in
heftiger Wechselwirkung mit dem Plasma - also dem elektrisch geladenen Gas -
stehen. Die oftmals viele Hunderttausend Kilometer großen koronalen Bögen
scheinen dabei die Feldlinien des Magnetfeldes nachzuzeichnen. Bislang hatten
die Sonnenforscher angenommen, in den Bögen sammele sich das Gas aus der heißen
Korona wie in einer Art magnetischem Container. Allerdings müsste dann auf Grund
der Schwerkraft der Sonne die Dichte des Plasmas am "Fuß" der Bögen größer sein
als an der Spitze. Tatsächlich jedoch ist die Plasmadichte entlang der Bögen
nahezu konstant - bislang ein unlösbares Rätsel für die Forscher.
Die neuen Beobachtungen zeigen nun, dass das Plasma nicht statisch in den Bögen
gefangen ist, sondern mit hoher Geschwindigkeit entlang der Bögen hinauf- und
hinabströmt. Die Plasmastürme sind so gewaltig, dass sie der Schwerkraft der
Sonne trotzen und weit ins All hinausschießen. Deshalb auch nimmt die Dichte des
Plasmas in den Bögen nach oben hin nicht ab. "Wir gewinnen hier ganz neue
Erkenntnisse über die Sonnenkorona", begeistert sich Winebarger, "jener Region,
in der sich explosive Prozesse abspielen, die gelegentlich sogar Auswirkungen
auf die irdische Hochtechnologie haben."
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