Dr. Ralph E. Pudritz von der kanadischen McMaster University und Dr.
Melinda Weil vom City College of San Francisco stellten auf einer Tagung der
kanadischen astronomischen Gesellschaft die Ergebnisse ihrer jüngsten
Modellrechnungen vor. Danach bilden sich riesige kalte Gaswolken in jungen, nur
etwa eine Milliarde Jahren alten Galaxien. Diese Wolken haben bis zu tausend Mal
mehr Masse als die jeder Wolke, die man heute in unserer Milchstraße beobachtet
und könnten die Geburtsstelle von Kugelsternhaufen, den ältesten Bestandteilen
unserer Milchstraße sein.
Die Simulationen der beiden Forscher, die auf Computern in Großbritannien und
Kanada durchgeführt wurden, begannen mit dem so genannten kosmologischen
Standardmodell. Danach entstehen Strukturen aus winzigen Fluktuationen in der
"Ursuppe". Diese Fluktuationen hat man in der kosmischen Hintergrundstrahlung
beobachtet. Diese winzigen Fluktuationen, also kleine Bereiche, wo die Dichte
ein wenig größer ist als in der Nachbarregion, können mit der Zeit zu
Saatkörnern für die Entstehung der ersten Galaxien und der gefundenen Gaswolken
anwachsen.
Die Astrophysiker haben ihre Simulationen nun so eingerichtet, dass sie
besonders die Entwicklung dieser Gaswolken detailliert verfolgen können. Danach
bilden sich aus vielen kleineren Gaswolken mit der Zeit immer größere Wolken,
die die Forscher Superriesenwolken nennen. Dabei gleicht ihr Massenspektrum den
Wolken, die wir aus unserer Milchstraße als stellare Kinderstuben kennen - den
Riesenmolekülwolken. Der einzige Unterschied ist die Größe: Während die
Superriesenwolken über 1000 Lichtjahre groß sein können, bringen es die
Riesenmolekülwolken kaum auf ein Lichtjahr.
Ein weiteres faszinierendes Ergebnis der Simulationen ist, dass sich diese
Geburtsstätten für Kugelsternhaufen ganz unabhängig vom anfänglichen
kosmologischen Modell entwickeln. Für die Theoretiker ein Segen: Zwar glaubt man
die grundsätzlichen Vorgänge nach dem Urknall verstanden zu haben, doch gibt es
noch große Unsicherheiten über die genauen "Zutaten", die man benötigt, um unser
heutiges Universum entstehen zu lassen. Hauptunterschied zwischen verschiedenen
kosmologischen Modellen ist für die Superriesenwolken laut Pudritz und Weil lediglich der genaue
Zeitpunkt, zu dem die ersten Kugelsternhaufen geboren werden.
"Unsere Rechnungen zeigen, dass die Entstehung der ersten Sternhaufen im
Universum sich nicht allzu sehr von der Entstehung von Sternhaufen unterschieden
hat, die wir heute in der Nähe unserer Milchstraße beobachten können, etwa dem
Trapez-Haufen im Orion-Nebel", erläutert Pudritz. Der Hauptunterschied sei,
"dass der Orion-Sternhaufen ein regelrechter Zwerg ist. Tausende davon würden
ohne Probleme in einen Kugelsternhaufen passen."