Eigentlich sollten sich junge Sterne strikt so verhalten, wie man es aus dem
Physikunterricht in der Schule kennt: Wenn die jungen Sonnen aus einer Gaswolke
zu einem neuen Stern kollabieren, werden sie immer kleiner und ihre Rotation
sollte immer stärker werden. "Ein junger Stern sollte sich wie ein
Eiskunstläufer verhalten, der die Arme an sich ranzieht, um die Drehung zu
beschleunigen", so Dr. Luisa Rebull vom Jet Propulsion Laboratory der
NASA. Trotzdem fanden die Wissenschaftler einen nicht unbedeutenden Anteil von
jungen Sternen, die dieses Verhalten nicht zeigten: Ihre Rotation beschleunigte
sich nicht während sie kleiner wurden. "Wir wissen nicht warum sich manche
Sterne hier anders verhalten, aber wollen das natürlich sehr gerne
herausfinden."
Die Forscher haben auch schon einige Ideen wie es zu diesem Verhalten kommen
könnte: Es könnte einfach eine Eigenart im Sternentstehungsprozess sein oder
aber starke stellare Winde könnten - ähnlich wie ein Eiskunstläufer der die Arme
wieder ausbreitet um die Drehung zu verlangsamen - die Rotation abbremsen.
Außerdem könnten Magnetfelder die Rotation des Sterns an die langsamere Drehung
der Scheibe aus Gas und Staub um ihn herum binden. In dieser Staubscheibe
könnten sich später eventuell Planeten bilden.
Das vierte Erklärungsmodell allerdings ist das Faszinierendste: Um die junge
Sonne könnten sich schon Planeten gebildet haben, die die Drehung des
Zentralsterns verlangsamen. Bewahrheitet sich dieser Verdacht, würde der Befund
den Forschern ein neue Möglichkeit eröffnen, um nach fernen Planetensystemen und
einer zweiten Erde zu suchen. Rebull hat mit ihren Kollegen über 9.000 Sterne im
Orion-Nebel und in NGC 2264 untersucht und dabei etwa 500 Sterne gefunden, die
Staubscheiben aufweisen könnten. Dies würde allerdings die Theorie unterstützen,
dass diese Staubscheiben für ein Verlangsamung der Rotation verantwortlich sind.
Die Forschungen stehen im Zusammenhang mit dem Origins-Programm der
NASA, in dessen Rahmen sich die amerikanische Weltraumbehörde auf die Suche nach
den Ursprüngen machen will. Dazu wird im nächsten Jahr ein neues
Infrarot-Weltraumteleskop gestartet, das unter anderem nach Staubscheiben um
junge Sonnen suchen soll.