Wenn hochenergetische Teilchen der kosmischen Höhenstrahlung auf die
Lufthülle der Erde treffen, scheint ein Teil ihrer Energie sprichwörtlich im
Nichts zu verschwinden. Demos Kazanas vom Goddard Space Flight Center der
NASA
und Argyris Nicolaidis von der Universität Thessaloniki in Griechenland trugen
jetzt auf einer Fachtagung in Albuquerque, Neu-Mexiko, die These vor, die
Energie verschwinde in Form mikroskopischer Schwarzer Löcher oder hypothetischer
Schwerkraft-Teilchen (so genannte Gravitonen), die ihrerseits in bislang unbekannte
Dimensionen abtauchen könnten.
Durch die Kollision mit den Molekülen und Atomen der Luft lösen die aus dem
Weltraum kommenden, hochenergetischen Teilchen gewaltige Schauer von
Elementarteilchen aus. Mit Hilfe großer Detektoranlagen können die Astronomen
diese Teilchenschauer registrieren. Aus der Addition der Energie aller erzeugten
Partikel errechnen die Forscher dann die Energie des ursprünglichen kosmischen
Teilchens. Es zeigt sich, dass die Anzahl der kosmischen Teilchen mit wachsender
Energie abnimmt. Oberhalb einer bestimmten Energie allerdings knickt die
Häufigkeitsverteilung der Partikel ab - die Teilchen werden plötzlich nochmals
um mehrere Zehnerpotenzen seltener.
Für dieses so genannte "Knie" in der Häufigkeitsverteilung der kosmischen
Teilchenstrahlung glauben Kazanas und Nicolaidis nun eine passende Erklärung
gefunden zu haben: Wenn ein Teil der Energie der Teilchen oberhalb des
Abknickpunkts in bislang unbekannte Kanäle abfließt, die von den Detektoren
nicht gemessen werden können, dann würde die Zahl der Teilchen oberhalb dieses
Energiewertes plötzlich niedriger erscheinen. "Die kosmische Strahlung gibt uns
hier möglicherweise einen Einblick in die 'neue Physik' jenseits des
Standard-Modells", meint Kazanas.