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VLT
Schnellster Doppelstern entdeckt
von Stefan Deiters
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18. März 2002

Dank zweijährigen Beobachtungen mit dem Very Large Telescope der Europäischen Südsternwarte (ESO) und dem italienischen Telescopio Nazionale Galileo auf den Kanarischen Inseln hat ein internationales Astronomenteam ein sehr ungewöhnliches Doppelsternsystem aufgespürt: Zwei Weiße Zwerge umrunden sich in einem Abstand von nur 80.000 Kilometern alle fünf Minuten - ein Rekord für ein solches System.

RX J0806.3+1527

VLT-Aufnahme von RX J0806.3+1527.
Foto: ESO

Ein Jahr braucht unsere Erde für die Umrundung ihres Zentralgestirns. Im Prinzip eine recht kurze Zeit, zumindest in kosmischen Maßstäben gemessen. Ein internationales Astronomenteam hat jetzt jedoch zwei Sterne entdeckt, die diese Geschwindigkeit bei weitem überbieten: Sie umrunden einander in 321 Sekunden. Noch nie hatte man zuvor ein Doppelsternsystem aufgespürt, dessen Periode so kurz ist.

Die Rekordhalter haben den recht unspektakulären Namen RX J0806.3+1527 und liegen im Sternbild Krebs. Sie wurden zuerst 1994 als Röntgenquelle durch den deutschen Röntgensatelliten ROSAT entdeckt und sind am Himmel mit bloßen Auge nicht auszumachen. Sowohl im Röntgenbereich als auch im sichtbaren Bereich des Lichtes zeigte sich aber ein überraschender Effekt: Das Objekt wurde etwa alle fünf Minuten etwas schwächer.

Eine Analyse des Spektrums ergab außerdem, dass das System sehr reich an Helium war - normale Sterne besitzen überwiegend Wasserstoff. "Zunächst dachten wir, dass es sich hier um ein weiteres recht gewöhnliches Doppelsternsystem handelt, das Röntgenstrahlen aussendet", erläutert Gianluca Israel vom astronomischen Observatorium in Rom. "Niemand von uns konnte sich die wahre Natur des Objektes vorstellen. Wir haben das Rätsel dann gelöst, in dem wir nach und nach alle anderen Möglichkeiten ausschlossen. Wie sagte schon ein berühmter Detektiv: Wenn man alles Unmögliche ausgeschlossen hat, ist das was übrig bleibt, wie unwahrscheinlich es auch sein mag, die Wahrheit."

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Nach der Theorie der Forscher handelt es sich bei dem System um zwei Weiße Zwergsterne, also um Überreste von Sonnen, die nicht massereich genug waren, um ihr Leben in einer gewaltigen Supernova-Explosion zu beenden und deren Wasserstoffvorrat verbraucht ist. Beide Sterne dürften etwa die Größe der Erde haben und nur 80.000 Kilometer voneinander entfernt sein. Die Geschwindigkeit, die die Sterne auf ihrem Orbit erreichen, ist größer als 1.000 Kilometer pro Sekunde. Die beobachtete regelmäßige Verdunklung des Objektes hängt also direkt mit dem Umlauf der beiden Sterne zusammen.

Die Astronomen glauben, dass sich im Laufe der Zeit sich Orbitperoide wieder verlängern wird. RX J0806.3+1527 stellt damit eine Frühphase einer besonderen Art von Doppelsternsystemen dar, die über sehr kurze Perioden verfügen. Die Wissenschaftler nennen diesen Typ von Doppelsternen AM Canis Venaticorum-Systeme.

Links im WWW
ESO, Europäische Südsternwarte
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