Ganz sicher sind sich Kenneth L. Tanaka und seine Kollegen vom U.S.
Geological Survey zwar noch nicht, doch die Indizien sprechen nach Ansicht
der Forscher für sich: Kohlendioxid hat den größten Teil der
Oberflächenstrukturen in die Marskruste gegraben und nicht wie vielfach vermutet
flüssiges Wasser. Die Forscher konstruierten mit Hilfe von Daten des Mars
Orbiter Laser Altimeters (MOLA) an Bord der Sonde Mars Global Surveyor
ein detailliertes Höhenprofil des Hellas-Beckens, dass 2000 Kilometer breit
und neun Kilometer tief ist. Es ist der größte Einschlagskrater auf dem Mars und
dazu noch recht gut erhalten.
Am Rande des Beckens entdeckten die Forscher Bereiche, die von vulkanischem
Gestein bedeckt zu sein scheinen. Sie glauben allerdings nicht, dass dies die
Folge jüngster vulkanischer Aktivität ist, sondern dass es hier zuvor eine
bestimmte Art von Erosionsprozessen gab. Dafür haben die Forscher ein eigenes
Modell entwickelt: Durch aufsteigendes Magma wurde die Marskruste immer weiter
aufgeheizt. Auch die Temperatur der darin vorhandenen Flüssigkeit wurde dadurch
größer und sie dehnte sich somit immer weiter aus. Irgendwann wurde der Druck so
groß, dass es zu einer plötzlichen Eruption kam, die dafür sorgte, dass
Oberflächengestein mit dem Magma mitgerissen wurde.
Die Flüssigkeit, die für dieses Strom aus Gestein sorgte, war im Falle des
Hellas-Beckens vermutlich flüssiges Kohlendioxid. Ein Strom auf der Basis von
flüssigem Kohlendioxid würde nämlich im Vergleich zu Wasser bei tiefen
Temperaturen erheblich schneller fließen. Bei den tiefen Temperaturen auf dem
Mars wäre dadurch erheblich weniger flüssiges Kohlendioxid nötig um die gleichen
Erosionsprozesse zu bewirken wie mit Wasser. Die Forscher glauben, dass ähnliche
auf Kohlendioxid beruhende Vorgänge auch für die anderen Spuren verantwortlich
sein könnten, die man bislang mit Wasser in Verbindung gebracht hat. Sie geben
allerdings zu, dass ihr Modell eine ganze Reihe von Annahmen macht, deren
Richtigkeit noch weiter untersucht werden muss.