Dank der Aufnahmen des Hubble-Weltraumteleskops konnten die Astronomen
das Rotationsverhalten von NGC 4622 genauer untersuchen. Dabei stellten sie zu
ihrer Überraschung fest, dass sich die Spiralgalaxie im Uhrzeigersinn dreht,
also quasi mit den Spiralarmen voran.
Normalerweise stellen diese Spiralarme, in
denen heftige Sternentstehung stattfindet (bläulich dargestellt), eine Art
Schweif der Galaxie dar, NGC 4622 müsste sich also von ihrem Aussehen her
entgegen dem Uhrzeigersinn drehen.
Dass nun die Spiralarme der Galaxie bei ihrer Drehung quasi vorauseilen, ist
eine kosmische Seltenheit. Und zu allem Überfluss fanden die Forscher im Inneren
der Galaxie noch einen Spiralarm der sich "normal" verhält. Das macht NGC 4622
zu einer der wenigen Galaxien im Universum, die Spiralarme hat, die in
unterschiedliche Richtungen zeigen.
Doch wie erklärt sich dieses Verhalten, das sowohl der Intuition als auch
manchen numerischen Simulationen widerspricht? Die Wissenschaftler vermuten,
dass NGC 4622 eine Kollision mit einer anderen Galaxie hinter sich hat. Unter
anderem folgern sie dies aus dem Aussehen der äußeren Spiralarme. Das neue
Hubble-Bild scheint zudem darauf hinzudeuten, dass NGC 4622 eine kleine
Begleitgalaxie verschluckt hat, was das eigentümliche Verhalten der Spiralarme
erklären könnte.
NGC 4622 ist rund 111 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt und liegt im
Sternbild Zentaur. Die Aufnahmen entstanden im Mai 2001.