Wie könnten Lebensformen, seien sie auch noch so klein, in der
harschen Umgebung des Mars bis heute überlebt haben? Diese Frage
beschäftigt zumindest all jene, die noch heute darauf hoffen, Lebensspuren
auf dem roten Planeten zu finden. Der Fund einer eigentümlichen Population
von Mikroorganismen auf der Erde könnte jetzt eine Antwort geben.
Mars. Foto:
NSSDC/NASA |
Tief unter der Oberfläche der Beverhead Mountains im US-Bundesstaat Idaho machte
ein Forscherteam um den Mikrobiologen Derek Lovley von der Universität von
Massachusetts eine ungewöhnliche Entdeckung: Die Wissenschaftler spürten eine
Kolonie von Mikroorganismen auf, die in ihrer Art bislang einzigartig auf der
Erde sind. "Diese Mikroorganismen sind von Art, die bislang noch nie beschrieben
wurde", erläutert Lovley die Besonderheit seiner Entdeckung, die in der heutigen
Ausgabe des Wissenschaftsmagazins Nature vorgestellt wird. "Hier haben
wir auf der Erde Leben in einer Umgebung gefunden, die der im Untergrund des
Mars sehr ähnlich sein dürfte."
Durch das Studium der Mikroorganismen hoffen die Forscher nun eine Frage
beantworten zu können, die die Wissenschaftler schon lange beschäftigt: Wie kann
Leben auf dem Mars überhaupt unter den lebensfeindlichen Bedingungen überleben?
"Leben benötigt Wasser und eine Energiequelle und die wichtigste Energiequelle
auf der Erde ist die Sonne. Pflanzen wandeln die Sonnenenergie in organisches
Material um, was dann anderen Organismen als Nahrung dient", erklärt Lovley.
"Auf dem Mars und anderen Planeten oder Monden in unserem Sonnensystem, wo Leben
eventuell existieren könnte, gibt es Wasser in flüssiger Form nur unter der
Oberfläche. Dort gibt es aber kein Sonnenlicht. Daher müsste sich das Leben hier
eine alternative Energiequelle suchen."
Durch den Fund in den Bergen von Idaho erhielten Lovley und sein Team nun
einen ersten Eindruck davon, wie eine solche Energiequelle aussehen könnte:
"Unsere Arbeit zeigt zum ersten Mal, dass Mikroorganismen auch ohne Sonnenlicht
gedeihen können, indem sie Wasserstoffgas als Energiequelle verwenden, das tief
unter der Erde frei wird." Und das ist noch nicht alles: "Der Ort in Idaho, wo
wir die Population entdeckt haben, gleicht in erstaunlicher Weise der Umgebung,
die man auch unter der Oberfläche des Mars vermuten würde. Jetzt, da wir diese
Population entdeckt haben, können wir unsere Erfahrung dazu nutzen, Methoden zu
entwickeln, um nach ähnlichen Organismen auf anderen Planeten zu suchen."
Dieser faszinierende Fund ist das Ergebnis jahrelanger Bemühungen. Die
Forscher sind schon seit mehr als zehn Jahren auf der Suche nach
Mikroorganismen, die nur auf Wasserstoff-Basis überleben können. Dabei war ein
Grund, in den Bergen von Idaho nach einer solchen Population zu suchen, die
Ähnlichkeit mit den Verhältnissen auf dem Mars. "Das Wasser, das sich tief in diesem
vulkanischen Bergen befindet, war tausende von Jahren von der Oberfläche
isoliert und enthält kaum organische Bestandteile, dafür aber einen
beträchtlichen Anteil von Wasserstoff," so Francis H. Chappelle vom
U.S. Geological Survey. Bei in der Vergangenheit entdeckten
Mikroorganismen hatte sich am Ende immer herausgestellte, dass sich sich von
organischen Substanzen ernähren, die im Grundwasser enthalten sind.
In den Bergen von Idaho lag der Fall anders: "Über 90 Prozent der gefundenen
Mikroorganismen waren Archaea, ein Typ von Mikroorganismen, die dem urzeitlichen
Leben sehr ähnlich sein sollten", so Lovley. "Diese Archaea
sind Methan erzeugende Mikroorganismen, die zum Wachsen keinerlei organischen
Kohlenstoff benötigen. Und dies ist exakt das Szenario, das man auch für Leben
auf dem Mars erwartet."