Für Sternschnuppen-Fans könnte es an diesem Wochenende einiges zu
sehen geben: Am Sonntag wird nämlich die Bahn der Erde die Staubspur des
Kometen Temple-Tuttle durchlaufen. Die Folge ist ein Meteorschauer - die
Leoniden. Astronomen erwarten bis zu
15.000 Sternschnuppen pro Stunde. Das Maximum wird aber leider von
Mitteleuropa aus unsichtbar bleiben.
Die Leoniden 1998.
Foto:
ESA / Juraj Toth, Comenius Universität, Bratislava |
Alle 33 Jahre nähert sich der Komet Temple-Tuttle der Sonne, seine eisige
Oberfläche schmilzt und er "verliert" Staubteilchen, die noch seine Spuren
verraten, wenn der Komet schon längst wieder in den Tiefen des Sonnensystems
verschwunden ist. Das letzte Mal war Temple-Tuttle im März 1998 zu sehen. Einmal
im Jahr jedoch durchquert die Erde diese Staubspur. Die winzigen Staubkörner
treffen mit einer Geschwindigkeit von 71 Kilometern pro Sekunde auf die
Erdatmosphäre und sorgen für einen Sternschnuppenschauer.
Am Sonntag ist es nun wieder so weit: Die Erde wird erneut die Staubspur von
Temple-Tuttle durchlaufen. Der daraus resultierende Meteorschauer ist als
"die Leoniden" bekannt, da sie vom Sternbild Löwe ("Leo") auszugehen scheinen.
Die besten Möglichkeiten die Leoniden in diesem Jahr zu beobachten hat man in
Nord-Amerika und Asien: Das liegt daran, das die Astronomen zwei verschiedene
Maxima der Sternschnuppenaktivität (also der Anzahl der Sternschnuppen pro
Stunde) errechnet haben: am Sonntag um 11 Uhr MEZ und um 19 Uhr MEZ. Beide
Zeiten sind für Beobachter in Europa äußerst ungünstig: Entweder ist es taghell
oder aber das Sternbild Löwe ist noch gar aufgegangen. Doch auch von Europa aus
sollte man gute Chancen haben, den einen oder anderen Leoniden zu sehen: Die
beste Zeit dazu sind die frühen Morgenstunden des 18. November und des 19.
November.
Auch für Profi-Astronomen sind Meteorschauer von Interesse: Durch
detaillierte Beobachtungen von Anzahl und Stärke der Sternschnuppen, hoffen sie
etwas über die Staubspuren des Kometen Temple-Tuttle zu erfahren und so ihre
Computermodelle zu verbessern. Aus dem Aufleuchten des Staubs in der Atmosphäre
wollen die Forscher zudem die Größe der Partikel bestimmen, was auch
Rückschlüsse auf die Beschaffenheit des Staubschweif zulassen dürfte.
Auch die Weltraumagenturen in aller Welt sind wachsam: Ein winziges
Staubteilchen könnte den Spiegel eines Teleskops zerstören oder für einen
Kurzschluss in der Elektronik sorgen. Das European Space Operations Center
(ESOC) in Darmstadt empfiehlt daher auf Raketenstarts Mitte November möglichst
zu verzichten und Raumsonden so auszurichten, dass sie eine möglichst kleine
Angriffsfläche bieten. Auch sollten sich die jeweiligen Flugteams bereithalten,
um möglichst schnell auf eventuelle Anomalien reagieren zu können. Zudem wird
empfohlen, alle
nicht notwendige Elektronik abzuschalten. Die Weltraumagenturen rechnen
jedoch trotz dieser Warnungen nicht mit größeren Katastrophen im All. Die
Internationale Raumstation ist so gebaut, dass die Besatzung gegen
Meteoriteneinschläge bis zu einer Durchmesser von einigen Zentimetern sicher
ist. Die meisten Leoniden sind kleiner.
Dieses Jahr könnte für lange Zeit das letzte Mal sein, dass ein so
eindrucksvoller Leonidenschauer zu sehen ist: Im nächsten Jahr rechnen die
Astronomen zwar mit einem noch größeren Aktivität, doch erschwert dann der
Vollmond die Sicht auf die Sternschnuppen. In den folgenden drei Jahren dürfte
man - nach den gängigen Modellen - nur noch zehn bis 15 Leoniden pro Stunde ausmachen können.