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TECHNOLOGIE
Mini-Schaufelbagger für zukünftige Marsmissionen
von
Dominik Hezel
für
astronews.com
31. Oktober 2001
Im kalifornischen Pasadena befindet sich die
Zukunftsschmiede der NASA für Roboterfahrzeuge. Eine neue Generation
dieser Fahrzeuge könnte bald selbstständig Planeten und Monde
unseres Sonnensystems erkunden und menschliche Besuche vorbereiten.
Die jüngste Entwicklung, von der es schon Prototypen gibt, sind eine
Art "Mini-Schaufelbagger", mit denen sich größere Mengen Geröll oder
Sand bewegen lassen.
So
könnten die Mini-Schaufelbagger einmal auf dem Mars arbeiten. Bild:
NASA / JPL |
Im
Jet Propulsion Laboratory (JPL) der NASA in Pasadena rollt die
nächste Generation intelligenter Rover. Die 3,6 Kilogramm schweren
Rover sind eine Kombination aus Bagger und Laster. Mit einer
Schaufel schütten die Rover lockeres Gesteinsmaterial oder Sand auf
ihre Ladefläche, fahren damit an eine andere Stelle und laden das
Material wieder ab. Außerdem kann die Ladeschaufel den Rover wieder
aufrichten, sollte dieser umkippen.
Der Chef der Arbeitsgruppe Roboterfahrzeuge am JPL, Brian Wilcox,
sieht vielfältige Einsatzmöglichkeiten für den neuen
Mini-Schaufelbagger: "Wenn Wasserreservoire, wie beispielsweise
heiße Quellen, Eisschichten oder Grundwasser auf dem Mars entdeckt
werden, kann ein Netzwerk dieser Rover wissenschaftliche
Untersuchungen durchführen und diese Stellen Schicht für Schicht
abtragen, wie es Menschen bei archäologischen Ausgrabungen machen.
Rover wie diese spielen vielleicht auch eine Rolle, wenn ein
Außenposten für eine eventuelle, menschliche Besiedlung errichtet
werden soll. Sie werden dann vielleicht verwendet, um vergrabene
Wohnmodule oder Versorgungskanäle zu bauen oder um lebenswichtige
Ressourcen zu schürfen."
Die Mini-Schaufelbagger arbeiten weit gehend autark. Werden die
Rover im Netzwerk betrieben und gleichzeitig an einer Arbeitsstelle
eingesetzt, dirigiert eine Zentralstation, die mit einer 360°
Stereo-Kamera die Rover im Blick behält, deren individuellen
Arbeitseinsätze. Ihre Energie tanken die Rover mit Solarzellen und
ein Spiegel an der Zentralstation lenkt das Licht sogar auf die
Solarzellen der Roboter, die in einem Loch arbeiten und kein
direktes Sonnenlicht erhalten.
Zur Zeit experimentieren die Wissenschaftler am JPL mit ihren vier
Prototypen der Mini-Schaufelbagger und optimieren dabei die Größe
der Rover für die zu erwartenden Baggerarbeiten. Für ihre verspielt
erscheinende Arbeit ernten die Forscher regelmäßig Kritik. "Wenn die
Leute von unserer Arbeit hören glauben sie, dass wir über Science
Fiction reden. Dabei arbeiteten wir an einigen der
fortschrittlichsten Robotergerätschaften in den 80er Jahren mit, wie
beispielsweise am Roboterarm für die Internationalen Raumstation
oder dem Mars Pathfinder Rover und den Rovern, die demnächst
den Mars erkunden werden. Wir machen hier nicht nur Spaß und Spiele.
Wir reden hier über Aufträge." verteidigt Wayne Schober vom JPL die
jüngste Rover-Generation.
Die Mini-Schaufelbagger sind auch nicht die einzige Entwicklung, an
der die Forscher derzeit arbeiten. Andere laufende Entwicklungen
sind Fahrzeuge für die Luft-, Boden- und unterirdische Erkundung von
Mars, Venus, Jupiters Mond Europa und Saturns Mond Titan. Die
Palette in der Entwicklung befindlicher "Fahrzeuge" reicht von einem
Ball, den der Wind über die Oberfläche treibt, bis hin zu
Luftschiffen und Rover für jedes Gelände, die unter anderem auch
steile Abhänge bewältigen.
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