Durch die Auswertung von Archivdaten aus 16 Jahren konnten
Myron Smith vom Space Telescope Science Institute und Detlef Grote
von der Universitäts-Sternwarte in Hamburg einen Zusammenhang von
Staubringen um Sterne und starken Magnetfeldern nachweisen. Die Forscher
sprechen von einem Meilenstein in der stellaren Astronomie.
So stellen sich die Forscher einen heißen Stern mit Magnetfeld
(rote Linien) vor.
Bild: STScI / Greg Bacon
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Schon seit längerer Zeit haben Astronomen vermutet, dass es einen
Zusammenhang zwischen dicken Ringen aus Staub um heiße Sterne und einem
starken Magnetfeld gibt. Die Sterne, bei denen die Forscher Magnetfelder
vermuteten, unterschieden sich zudem oft deutlich von
anderen Sonnen: So waren schwere Elemente auf deren Oberfläche dort seltener auszumachen.
Durch Auswertung von Beobachtungsdaten, die der International Ultraviolet Explorer (IUE)
in der Zeit von 1978 bis 1996 gesammelt hat, fanden die Forscher bei vier
Sternen eindeutige Beweise für den Zusammenhang von Ringen und
Magnetfeldern. Außerdem fanden die Forscher Hinweise darauf, dass Ringe um
massereiche Sterne deutlich häufiger zu sein scheinen als bislang
angenommen und man sie auch bei Sternen mit normaler chemischer
Zusammensetzung finden kann.
"Es ist ein Meilenstein in der Astronomie, wenn es einem gelingt
gemeinsame Eigenschaften ganz verschiedener Typen von Sternen zu finden
und diese dann unter ein gemeinsames theoretisches Dach zu bringen",
erläutert Myron Smith vom Space Telescope Science Institute (STScI),
der zusammen mit Detlef Grote von der Hamburger Universitäts-Sternwarte
die Untersuchung durchführte. "Wir haben entdeckt, dass es mindestens
doppelt so viele massereiche Sterne mit Ringen geben könnte, als bislang
angenommen wurde. Und alle diese Ringe werden durch den selben Mechanismus
erzeugt: stabile Magnetfelder. Die Ringe entstehen durch Kollisionen von
Teilchen, die sich entlang der Magnetfeldlinien bewegen." Zwei der
untersuchten Sterne wiesen eine normale Häufigkeit der Elemente auf, die
beiden anderen hatten deutlich weniger schwere Elemente. Alle vier Sterne
waren rund 10 Millionen Jahre alt und um ein Vielfaches massereicher als
unsere Sonne.
Natürlich konnten die Astronomen die Magnetfelder um die entfernten
Sonnen nicht direkt beobachten, doch fanden sie eindeutige Signaturen in
den Spektren der Ringe. Bei früheren Beobachtungen war aufgefallen, dass
das Licht von diesen Sternen periodisch schwankt und Smith und Groote
konnten zeigen, dass dies an dem Ring liegt, der vor dem Stern
vorüberwandert. Die Temperatur des Gases in dem Ring betrug rund 50.000
Grad Celsius. "Wir wussten, dass es einen Mechanismus geben musste, der
das Gas im Ring aufheizt", so Smith. "Und vermutlich ist das Magnetfeld
dafür verantwortlich."
Nach Ansicht der Forscher verfügen alle Sterne über ein einfaches
Magnetfeld, ganz ähnlich wie das der Erde. Und dies ist das
Schlüsselelement zur Entstehung des Rings: Der heiße Stern bläst einen
Strom von Partikeln ins All, den so genannten stellaren Wind. Bei einem
geeignet starken Magnetfeld und den richtigen Partikeln im Wind - wie etwa
Eisen - werden diese im Magnetfeld gefangen und stoßen einige Stunden
später über dem magnetischen Äquator mit Materie zusammen, die sich in die entgegengesetzte Richtung bewegt (im unteren Bild dargestellt als kleine
Blitze). Dadurch verlieren die Teilchen an Schwung und können hier einen
Ring ausbilden. "Die Wissenschaftler sind sich nunmehr sicher, dass die
Ringe, auch wenn sie unterschiedliche Zusammensetzungen aufweisen, durch
den gleichen Prozess entstehen, nämlich durch das Zusammenspiel von
stellarem Wind und einem starken Magnetfeld."