KUIPER-GÜRTEL
Bislang größtes Kuiper-Gürtel-Objekt entdeckt
von Stefan
Deiters
astronews.com
4. Juli 2001
Im Rahmen des NASA
Deep Ecliptic Survey haben amerikanische Astronomen das bislang größte
Kuiper-Gürtel-Objekt aufgespürt. 2001 KX76 hat nach ersten Schätzungen einen
Durchmesser von rund 1.270 Kilometern und ist damit größer als der größte
Asteroid Ceres und sogar als der Plutomond Charon.
Das
Bild, auf dem 2001 KX76 entdeckt wurde, entstand durch die
Kombination zweier Aufnahmen. Nicht bewegliche Objekte
erscheinen weiß, 2001 KX76 ist das farbige Paar in der
Bildmitte. Foto:
Deep Ecliptic Survey Team / NOAO / AURA / NSF |
"Diese Objekt scheint das bislang hellste Kuiper-Gürtel Objekt zu sein, das
gefunden wurde", so Robert Millis, Direktor am Lowell Observatorium, der
das Deep Ecliptic Survey Team leitet. "Die exakte Größe von 2001 KX76
hängt aber von einigen Annahmen ab, die die Astronomen über den Zusammenhang von
Helligkeit und Größe machen müssen. Nach traditionellen Schätzungen ist es mit
deutlichem Abstand das größte bislang entdeckte Kuiper-Gürtel-Objekt, nach
anderen Berechnungen ist es immer noch etwa fünf Prozent größer."
Nach den traditionellen Rechnungen erhielte man für 2001 KX76 einen
Durchmesser von 1.270 Kilometer, andere Abschätzungen kommen auf rund 960
Kilometer. Damit hätte das Objekt eine Größe, die in etwa mit dem Plutomond
Charon vergleichbar ist, der einen Durchmesser von 1.200 Kilometer hat.
2001 KX76 wurde im Rahmen des Deep Ecliptic Survey entdeckt, bei dem
gezielt nach Kuiper-Gürtel-Objekten, also eisigen Überresten aus der
Entstehungszeit des Sonnensystems jenseits der Neptunbahn, gesucht wird. Die
Existenz von Objekten in dieser Region war schon vor über einem
halben Jahrhundert von den Astronomen Edgeworth und Kuiper vorhergesagt
worden. Das erste Kuiper-Gürtel- oder auch
Trans-Neptun-Objekte (TNO) wurde schließlich 1992 entdeckt, inzwischen sind über
400 Objekte bekannt.
2001 KX76 ist zur Zeit etwa 6,5 Milliarden Kilometer von der Sonne entfernt.
Seine Bahn ist im Vergleich zur Bahnebene der großen Planeten um 20 Grad
geneigt. Mit einiger Wahrscheinlichkeit ist sein Orbit mit dem von Neptun
gekoppelt, so dass 2001 KX76 in der Zeit in der Neptun vier Mal die Sonne
umrundet, drei Umläufe absolviert. "Die Entdeckung von 2001 KX76 ist vor allem
deswegen so spannend, weil dadurch deutlich wird, dass im Kuiper-Gürtel noch
gewaltige Objekte auf ihre Entdeckung warten können", so Millis. "Wir haben
allen Grund anzunehmen, dass da draußen noch Objekte von der Größe Plutos oder
sogar noch größere existieren. Bis wir den Kuiper-Gürtel nicht
grundlegend erforscht haben, können wir keine genauen Aussagen über den Inhalt
und die Ausdehnung unseres Sonnensystems machen."
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