Spitzentechnologie aus Thüringen für die europäische
Südsternwarte (ESO) im chilenischen La Silla: Astronomen der Universität
Jena entwickelten ein Hochleistungs-Kamerasystem für das dortige 3,6
Meter Teleskop, von dem sich die Forscher neue Erkenntnisse über die
Entstehung von Sternen erhoffen. Über ein weiteres Gerät für das Very
Large Telescope denkt man in Jena auch schon nach.
Die
ESO-Teleskope in La Silla. Foto: ESO |
Herzstück
dieses Hightech-Instruments ist ein flächenhafter Empfänger, ein sogenanntes Infrarot-Array, das aus einzelnen Pixeln besteht und extrem
hochauflösend infrarote Strahlung im Weltall erkennt und aufzeichnet.
"Damit können Wissenschaftler viel weiter ins All schauen als bisher
und auch tiefer und detaillierter in die Hüllen von Sternsystemen
eindringen", erläutert Prof. Dr. Werner Pfau, der das Projekt federführend leitete.
Ausgelegt ist das
Gerät für vergleichsweise
langwellige Strahlung zwischen zehn und 20 Mikrometer Wellenlänge, die
bei der Entstehung von neuen Sternen, aber auch bei sehr alten Sternen
eine wichtige Rolle spielt. Das Kamerasystem ist zunächst an ein
3,6m-Teleskop gekoppelt. Es wird aber bereits die Konstruktion eines
vergleichbaren Systems für eines der großen 8 Meter-Teleskope des Very
Large Telescope auf dem Gipfel des Paranal ins Auge gefasst.
"Die moderne Astrophysik arbeitet heute in internationalen
Forschergruppen zusammen", so Pfau, "für uns Europäer sind die
Stationen in Chile von essentieller Bedeutung, weil sie aufgrund der
klaren Luftverhältnisse über der Wüste sehr lange und störungsfreie
Beobachtungszeiten ermöglichen."
Dass die Jenaer mit der Konstruktion der Spezialkamera betraut wurden,
betrachtet Pfau als Auszeichnung: "Das hat nicht nur mit
wissenschaftlicher Expertise zu tun, sondern auch mit der international
anerkannten Kompetenz der Werkstätten unserer
Physikalisch-Astronomischen Fakultät." An der umfangreichen
Software-Entwicklung für das Kamerasystem waren auch Astronomen der Universität Wien beteiligt. Das rund 1,5 Millionen Mark teure Projekt
wurde aus Mitteln des Thüringer und des Bundesforschungsministeriums
finanziert.
Neben dem Ruhm, das
moderne System entwickelt zu haben, bietet es den Thüringer Astrophysikern noch
einen weiteren Vorteil: Sie dürften bei der
Vergabe der begehrten Beobachtungszeiten in La Silla in Zukunft gute Karten
haben.