Die NASA legt nach: Gestern veröffentlichte die amerikanische
Weltraumbehörde die Ergebnisse gleich mehrerer Forschergruppen, die alle
eine Theorie aus dem Jahr 1996 stützen: Auf dem Mars gab es einmal
primitive Lebensformen. Die neuen Beweise stammen aus dem altbekannten
Marsmeteoriten ALH84001 sowie aus zwei jüngeren Gesteinsbrocken.
Eine
von heutigen Bakterien erzeugte Kette von Magnetit-Kristallen
(oben) und die im Marsmeteoriten ALH84001. Beide Aufnahmen
entstanden mit einem Elektronenmikroskop Foto:
NASA/ARC |
Schon Ende letzten
Jahres hatten Forscher bestimmte Kristalle in dem Marsmeteoriten
ALH84001 ausgemacht, die für sie quasi Kronzeugen für urzeitliches Leben sind:
Diese sogenannten Magnetite, die von Bakterien produziert werden, sind eine
Eisen-Sauerstoffverbindung und werden auf der Erde auch künstlich hergestellt.
Allerdings unterscheiden sich die Kristallstrukturen der im Labor erzeugten
Magnetite deutlich von denen, die von Bakterien produziert werden. Irdische
Bakterien nutzen diese Magnetite als Kompasse um beispielsweise Nahrung zu
finden.
Nun entdeckte das
Forscherteam vom NASA Ames Research Center, dass diese Magnetit-Kristalle
teilweise in Ketten angeordnet sind. "Die Ketten, die wir gefunden haben
sind biologischen Ursprungs", ist sich Dr. Imre Friedmann von der
kalifornischen NASA-Einrichtung sicher. "Solche Ketten von Magneten
außerhalb eines Organismus würden sofort kollabieren und wegen der
Magnetkräfte einen Klumpen bilden." Jeder der Magnetit-Kristalle in der
Kette hat einen Durchmesser von wenigen Millionstel Zentimetern.
Die Magnetit-Ketten
wurden von einem anderen Forscherteam auch in Kristallen gefunden, die von heute
auf der Erde lebenden Bakterien erzeugt wurden. Auf dem Mars, so die Theorie der
Wissenschaftler, gelangten die Magnetit-Ketten eventuell durch einen
Asteroideneinschlag in das Marsgestein. Durch diesen, oder einen anderen
Treffer, wurde dann auch der Felsbrocken abgesprengt, der später einmal als
ALH84001 auf der Erde niedergehen sollte. Aus der Tatsache, dass sich in einem
so kleinen Meteoriten so viele Lebensspuren finden, könnte sich nach Ansicht
der Experten ableiten lassen, dass die urzeitlichen Bakterien auf dem roten
Planeten weit verbreitet waren.
Weitere
Unterstützung für ihre These von urzeitlichen, mikroskopischen Leben auf dem
Mars erhalten die Forscher von Kollegen vom NASA Johnson Space Center in
Houston. Das texanische Team untersuchte zwei jüngere Marsmeteoriten - Nakhla
und Shergotty - nach Beweisen für Leben auf dem Mars und entdeckten ähnliche
Strukturen, die vor einiger Zeit schon in ALH84001 entdeckt wurden. "Wenn
diese Funde in zwei jüngeren Marsmeteoriten sich bestätigen, könnte das
bedeuten, dass es noch vor nur rund 165 bis 175 Millionen Jahren mikroskopisches
Leben auf dem Mars gab, was für viele Hundert Millionen Jahre existiert
hat", so Everett K. Gibson.