Uns bekanntes Leben basiert auf einer bestimmten Form von
ringförmigen Kohlenstoffverbindungen. Diese - so wissen Astronomen
inzwischen - gibt es nicht nur auf der Erde: So entdeckte ein Team spanischer
Astronomen jetzt erstmals Benzol in der Umgebung eines
sterbenden Sterns. Der Fund könnte, so die Theorie, ein wichtiges
Verbindungsglied zwischen einfachen Kohlenstoffverbindungen und komplexeren
Molekülen darstellen.
Benzol,
sechs Kohlenstoffatome (rot) sind ringförmig angeordnet und je
mit einem Wasserstoffatom verbunden. Darstellung:
ESA |
Astronomen waren schon seit längerem auf der Suche nach diesen
ringförmigen Molekülen im All, denn sie hatten schon lange Ketten von
Kohlenstoffatomen aufgespürt und waren sich recht sicher, dass es auch
irgendwo ringförmige Moleküle wie Benzol geben muss. Zudem entdeckte man
im Weltall Stoffe, deren Natur bis heute nicht geklärt ist, die aber die
meisten Forscher für komplexe, ringförmige Kohlenstoffverbindungen
hielten und sie deswegen auch Polyzyklische aromatische Hydrocarbonate
(PAH) nannten. Benzol stellt
quasi den Prototyp eines aromatischen Hydrocarbonats dar.
Doch wo sollte man im
All nach diesen Verbindungen suchen? Eine gute Möglichkeit, so glaubte das
Forscherteam, seien kohlenstoffreiche alte Sterne. In der sogenannten
Roten-Riesen-Phase eines Sterns, der etwas massereicher ist als unsere Sonne,
werden Unmengen von Gas und Staub in die Umgebung hinausgeblasen. Darunter ist
auch ein beträchtlicher Anteil von Kohlenstoffverbindungen, da Kohlenstoff bei
den nuklearen Reaktionen im Inneren des Sterns erzeugt wird.
Mit Hilfe des
europäischen Infrared Space Observatory (ISO), das von November
1995 bis Mai 1998 arbeite, untersuchten spanische Astronomen einen typischen
Roten Riesen. Sie fanden zwar jede Menge Kohlenstoffverbindungen, doch darunter
waren keine mit der gesuchten Ringstruktur. Außerdem verfügte er auch nicht
über die mysteriösen Polyzyklischen aromatischen Hydrocarbonate. Daher
versuchten es die Forscher nun bei einem noch älteren Stern: Sie wählten
CRL618, eine sterbende Sonne, die gerade zu einem planetarischen Nebel wird und
unlängst von Hubble Weltraumteleskop beobachtet wurde (astronews.com
berichtete). "Wir wussten, dass in so einem protoplanetarischen Nebel der
in der Roten Riesen-Phase abgestoßene Staub und das Gas einer intensiven
ultravioletten Strahlung vom Zentralstern ausgesetzt ist", erläutert José
Cernicharo vom spanischen Instituto de Estructura de la Materia.
"Durch diese Strahlung und die heftigen Winde sollten die
Kohlenstoffverbindungen aufgebrochen werden und neue Moleküle wie etwa Benzol
entstehen."
Und tatsächlich:
Diesmal hatten die Wissenschaftler Glück und fanden das gesuchte Ringmolekül
um den sterbenden Stern. Die Entdeckung könnte bedeutender sein, als sie auf
den ersten Blick erscheint. Möglicherweise ist das Benzol nämlich die fehlende
Verbindung zwischen den einfachen Kohlenstoffverbindungen, die man bei Roten
Riesen entdeckt hat und den komplexeren Polyzyklische aromatische
Hydrocarbonate, die man in richtigen Planetarischen Nebeln aufgespürt hat. Dies
würde auch bestätigen, dass die Vermutung der Astronomen richtig war, und
es sich bei den bislang unidentifizierten Stoffen tatsächlich um komplexe
ringförmige Kohlenstoffverbindungen handelt.
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