Cassini war im Juli 1999 und im April 1998 an Venus
vorübergeflogen und der Wissenschaftler Donald Gurnett, von der
Universität Iowa, wollte diese Gelegenheit nutzen, um ein lange
bestehendes Rätsel um die Atmosphäre unseres Nachbarplaneten zu lösen:
Im Jahr 1978 nämlich hatte eine russische Venussonde Signale aufgefangen,
für die manche Forscher Blitze in der Venusatmosphäre verantwortlich
machten. Andere waren sich hier nicht so sicher, obgleich ein Jahr später
auch mit einer amerikanischen Sonde entsprechende Aufzeichnungen gemacht
wurden. 1990 flog Galileo an der Venus vorüber und fand wieder
Hinweise auf Blitze. Die Sonde war jedoch damals rund 70 Mal weiter von
der Venus entfernt als Cassini bei ihren Passagen, so dass man sich
von der Saturnsonde eindeutigere Ergebnisse versprach.
Die Wissenschaftler nutzten zur Suche nach Blitzen das Radio and
Plasma Wave Science Instrument an Bord der Sonde, mit dem sie
spezielle Radiosignale auffangen können, die durch Blitzentladungen
verursacht werden. So können Blitze auch während Gewittern auf der Erde
die Ausstrahlung von Radiosendungen stören. Als Cassini im August
1999 die Erde passierte, konnte man mit dieser Methode zahlreiche Blitze
nachweisen. Bei den beiden Vorüberflügen an Venus allerdings, fand die
Sonde keinerlei Hinweise auf Blitze in der Atmosphäre.
"Wenn es also Blitze in der Venusatmosphäre gibt, sind sie
entweder ausgesprochen selten, oder sehr unterschiedlich von irdischen
Blitzen", erläutert Gurnett. "Wenn es den irdischen Blitzen
ähnliche Blitze in dem Bereich der Venusatmosphäre gegeben hätte, die Cassini
beobachtet hat, hätten wir sie leicht entdecken können." Das
bedeutet also nicht, dass Venus frei von elektrischen Entladungen in der
Atmosphäre ist: "Die Atmosphäre von Venus unterscheidet sich so
deutlich von der der Erde, dass es nicht überraschend wäre, wenn die
elektrischen Aktivitäten dort deutlich anders ablaufen als bei uns",
meint Gurnett. So könnten sich Blitze von Wolke zu Wolke entladen, was -
zumindest auf der Erde - nicht zu so deutlichen Signalen führt, wie ein
Blitzeinschlag auf den Boden.