Das neue Jahr beginnt gleich mit einem spektakulären
Himmelsereignis - einer totalen Mondfinsternis, die in den morgigen Abendstunden in ganz Europa zu sehen ist. Das Schattenspiel von Sonne,
Erde und Mond beginnt um 18.43 Uhr und wird um 21.20 Uhr seinen Höhepunkt
erreichen. Und obwohl der Mond schon seit Jahrhunderten untersucht wird,
sind auch Wissenschaftler noch an dem Himmelschauspiel interessiert.
Der
Mond ist morgen Hauptdarsteller eines spektakulären
Himmelsschauspiels. Foto:
NSSDC/NASA |
Eines der spektakulärsten Himmelsereignisse im neuen Jahr steht unmittelbar
bevor: Am Abend des 9. Januar werden Sonne und Erde für ein gigantisches Schattenspiel im Weltall
sorgen - eine totale Mondfinsternis. Das Himmelsereignis wird insgesamt mehr als vier Stunden
dauern und am Osthimmel in zirka
30 Grad Höhe beginnen und im Südosten bei etwa 60 Grad Höhe enden. Die spannende
Phase liegt zwischen 19.42 und 23.00 Uhr, wenn Sonne, Erde und Mond sich
nahezu auf einer Linie befinden und der Mond durch den sogenannten Kernschatten der Erde
wandert. Das Ereignis kann nicht nur in ganz Europa, sondern von allen Orten
der Erde aus beobachtet werden, die den Mond gerade über dem Horizont haben.
Denjenigen, die am Dienstagabend die Mondfinsternis
beobachten wollen, sollten folgende Tipps beachten: Am besten sucht man
sich einen dunklen Standpunkt, der einen
freien und von Umgebungslichtern und Gebäuden ungetrübten Blick Richtung
Osten ermöglicht. Die eigentliche Mondfinsternis beginnt bereits um 18.43
Uhr, wenn der Mond in den Halbschatten der Erde eintritt. Doch zu diesem
Zeitpunkt ist zunächst so gut wie keine Helligkeitsabnahme auf dem
Erdbegleiter zu bemerken.
Um 19.42 Uhr, wenn der Mond nach und nach in
den Kernschatten der Erde eintritt, beginnt die beobachtbare und damit
"spannende" Phase der Mondfinsternis: Der linke Mondrand fängt an, sich
allmählich zu verdunkeln. Der Mond tritt dann immer weiter in den
Kernschatten ein und ist ab 20.50 Uhr vollständig verfinstert - jedenfalls
für den irdischen Beobachter. Ein Astronaut auf dem Mond hätte jetzt ein
völlig anderes Bild vor Augen, nämlich eine totale Sonnenfinsternis. Für
ihn wäre jetzt die Sonne hinter der "schwarzen Erdscheibe" verschwunden,
die noch von einem hellen rötlichen Lichtsaum umgeben würde. Die Mitte der
totalen Mondfinsternis und damit das Maximum der Verdunklung wird für den
irdischen Beobachter um 21.20 Uhr erreicht. Um 21.52 Uhr endet die Phase der
totalen Mondfinsternis: Der linke Mondrand erreicht die Halbschattenzone
auf der anderen Seite. Um 23.00 Uhr hat der Mond den Kernschatten der
Erde ganz verlassen. Kurz vor Mitternacht, um 23.58 Uhr, ist er dann
vollständig aus dem Halbschatten der Erde herausgewandert.
Die Kernphase
der morgigen Mondfinsternis wird insgesamt 62 Minuten andauern. Doch so
finster, wie der Begriff Mondfinsternis vermuten lässt, wird der Mond
dem irdischen Betrachter nicht erscheinen. Selbst im Maximum der
Verfinsterung ist der Erdbegleiter nicht schwarz oder gar unsichtbar,
sondern eher kupferfarben rötlich, mitunter auch bräunlich. Dieser
Farbeindruck resultiert aus der Lichtstreuung und -filterung des
Sonnenlichts in der Erdatmosphäre, die insbesondere das langwellige, rote
Sonnenlicht hindurchlässt und Richtung Kernschatten ablenkt, das
kurzwelligere Licht dagegen "verschluckt" und streut. Die Helligkeit des
reflektierten Lichts und seine Farbtönung ist auch ein Maß für die
Verschmutzung der irdischen Hochatmosphäre, insbesondere durch vulkanische
Aktivität. Der Erdbegleiter wird während der bevorstehenden
Finsternis recht groß erscheinen, weil er zu diesem Zeitpunkt besonders nahe an der Erde ist. Am darauffolgenden Tag gegen 10 Uhr wird
der Mond den erdnächsten Punkt seiner Bahn, das sogenannte Perigäum,
erreicht haben und dann "nur" 357.130 Kilometer entfernt sein.
Obwohl
Mondfinsternisse seit der Antike beobachtet werden, nutzen Planetenforscher
diese Ereignisse auch heute noch für wissenschaftliche Untersuchungen: Von
Interesse ist der sogenannte Oppositionseffekt, der noch nicht völlig
verstanden ist. Er ist zu beobachten, wenn unmittelbar vor und nach einer
Mondfinsternis die Sonne fast exakt im Rücken des Beobachters steht. Bei
solch einer annähernden Geraden "Mond-Beobachter-Sonne" steigt die
scheinbare Helligkeit der Mondoberfläche überraschend stark an. Mit Hilfe
von mathematischen Modellen und Messungen an mondähnlichen Gesteinsproben
versuchen Forscher des Berliner Instituts des Deutschen Zentrums für Luft- und
Raumfahrt (DLR) den Ursachen des Effekts auf
die Spur zu kommen.
Einen weiteren interessanten Aspekt bieten diese
Schattenspiele im Weltall für die Untersuchung der Oberflächenbeschaffenheit
von Himmelskörpern. Infrarotmessungen zeigen, dass die Mondoberfläche
während der Finsternis überraschend schnell abkühlt. Schon früh wurde daraus
gefolgert, dass die Mondoberfläche nicht aus massivem Fels bestehen kann,
sondern mit einer mächtigen Staubschicht - in der Fachsprache als Regolith
bezeichnet - bedeckt sein muss. Heute liefern die gemessenen Werte für
die sogenannte thermische Trägheit des Mondbodens einen wichtigen Standard
für vergleichbare Untersuchungen an anderen Himmelskörpern. So kann zum
Beispiel die Dicke von Regolithschichten auf Asteroiden abgeschätzt werden -
auch ein Gebiet, auf dem die Berliner Planetenforscher aktiv sind.
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DLR,
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt
DLR-Berlin,
Live-Übertragung der Mondfinsternis |