Ein kleiner roter Punkt auf einer Aufnahme des Hubble Weltraumteleskops
könnte die Geschichte von Sternen und Galaxien im Universum deutlich
verändern: Das rote Fleckchen gehört zu einer viele Milliarden
Lichtjahre entfernten Galaxie, die im optischen Wellenlängenbereich
schwach, im Radiobereich aber sehr stark leuchtet. Eventuell, so folgern
Astronomen daraus, könnten die ersten Sterne im Weltall viel eher geboren
worden sein, als bisher angenommen.
Das
Hubble Deep Field South mit dem untersuchten Objekt. Foto:
CSIRO/STScI |
Im Jahr 1993 hatte
der Direktor des Space Telescope Science Instituts (STScI) eine Idee. Er
nutzte die ihm als Direktor zustehende Beobachtungszeit mit dem
Weltraumteleskop, um einen scheinbar dunklen Fleck am Nordhimmel für viele
Stunden zu beobachten. Die resultierenden Aufnahmen gehören wohl zu den
größten Errungenschaften des Hubble-Teleskops, kamen doch in der leer
erscheinenden Region eine Vielzahl von Galaxien zum Vorschein, die wir - durch
ihre Entfernung von der Erde - zu einer Zeit beobachten, in der das Universum
nur rund ein Zehntel seines jetzigen Alters hatte.
Seitdem sind diese
sogenannten Deep Field-Aufnahmen in Mode gekommen und Hubble
beobachtete 1998 auch einen entsprechenden Himmelsbereich in der südlichen
Hemisphäre: das Hubble Deep Field South. Ein kleines Objekt, das auf den
Aufnahme zum Vorschein kam, erregte die besondere Aufmerksamkeit der Astronomen.
Bei dem Source C genannten schwach leuchtenden Fleckchen scheint es sich
nämlich um ein recht ungewöhnliches Objekt zu handeln - so ergaben die
gemeinsamen Untersuchungen des Weltraumteleskops, das Anglo-Australian-Telescopes
und des Australia Telescopes. Bei den letzten beiden Instrumenten handelt
es sich um das größte optische und das fortschrittlichste Radioteleskop auf
dem fünften Kontinent.
Die Farbe des
Objektes lässt darauf schließen, dass Source C zwischen fünf und elf
Miliarden Lichtjahre von der Erde entfernt liegt. "Das allein ist noch
nichts besonderes", erläutert Professor Ray Norris, der die Untersuchungen
mit dem Australia Telescope leitete. "Aber diese Galaxie ist das
extremste Beispiel einer Klasse von Objekten, die im Hubble Deep Field
sehr schwach im sichtbaren Bereich des Lichtes leuchten, aber recht starke
Radioquellen sind."
Und dies könnte für
die gängigen Theorien über die Entstehung der ersten Generation von Sternen im
Universum gehörige Folgen haben: "Wir glauben, dass es sich hierbei um
eine Galaxie handelt, in der es gerade zu einem gewaltigen stellaren Babyboom
kommt", so Norris. "Es scheint dort sogar rund hundert Mal mehr
Sternentstehungsaktivität zu geben als in entsprechenden Galaxien in unserem
heutigen Universum, den sogenannten Starburst-Galaxien."
Wenn es sich also um
eine sehr frühe Starburst-Galaxie handelt, dann, so die Forscher,
wäre das ein handfester Beweis dafür, dass es im frühen Universum in einigen
Galaxien eine kurze und heftige Sternentstehungsphase gab und das dies eventuell
sogar die ersten größeren Strukturen waren, die sich im Universum gebildet
haben.
Doch noch wird Source
C ihr Geheimnis bewahren können: Eine genaue Entfernungs- und damit auch
Altersbestimmung ist mit den heutigen Teleskopen nicht möglich - dazu strahlt
das Objekt einfach zu wenig Licht aus. Erst die Teleskope der nächsten
Generation werden da genauere Daten liefern können und auch klären helfen, wie
häufig diese Objekte im frühen Universum waren.