"Der Vorüberflug passiert genau zu dem Zeitpunkt, zu dem der Mond
im Schatten des Jupiter steht", erläutert Dr. Eilene Theilig vom
NASA Jet Propulsion Laboratory. "Durch dieses Timing ist Galileo
genau an dem Ort, von wo man Polarlichter auf Ganymed sehen
müsste." Die Sonde, die den Mond diesmal in einem Abstand von etwa
2.300 Kilometern passiert, hatte Ganymed zum letzten Mal im Mai besucht.
Aus den Informationen dieses Vorüberfluges hatten die Wissenschaftler
deutliche Hinweise auf einen flüssigen Ozean unter der Eiskruste des
Jupitertrabanten erhalten (astronews.com berichtete). Bei der heutigen
Passage sind die Forscher mehr an dem interessiert, was sich über der
Oberfläche ereignet.
Wenn kein direktes Sonnenlicht auf den Jupitermond fällt, könnte man
nämlich schwach leuchtende Polarlicht-ähnliche Erscheinungen auf Ganymed
sehen, die sonst vom Sonnenlicht überstrahlt werden. "Die
Polarlichter, die wir beobachten wollen, sollte es geben, da Ganymed eine
dünne Atmosphäre hat", erklärt Dr. Torrence Johnson, der als
Projektwissenschaftler am NASA Jet Propulsion Laboratory arbeitet.
"Wenn die Gase in der Atmosphäre von Elektronen aus dem
Strahlungsgürtel des Jupiter getroffen werden, sollten sie anfangen zu
leuchten."
Durch die Beobachtung dieser Polarlicht-ähnlichen Erscheinungen
erhoffen sich die Wissenschaftler neue Erkenntnisse über die
Zusammensetzung der Atmosphäre des Jupitermondes und über dessen
Magnetfeld. Ganymed ist nämlich nicht nur der größte Mond im
Sonnensystem, es ist auch der einzige Mond, von dem bekannt ist, dass er
über ein im Inneren selbst erzeugtes Magnetfeld verfügt. Die Bereiche,
in denen die Polarlichter auftreten, verraten den Forschern auch etwas
über die Form des Magnetfeldes des Jupitertrabanten.
Die Flugbahn dürfte der kleinen Sonde einiges abverlangen: Sie führt
nämlich durch eine Region intensiver Strahlung vom Jupiter, über deren
Auswirkungen auf die Funktionsfähigkeit der Instrumente man keine
sicheren Voraussagen machen kann. Bislang überstand Galileo das
Dreifache der Strahlungsmenge, für die die Sonde ursprünglich ausgelegt
war.