An der Universität Siegen entwickeln Physiker im Auftrag der ESA
ein Spektrometer mit dem der Mond oder auch ein Planet Stück für Stück abgetastet
und kartiert werden kann. Zur Zeit bauen die Forscher einen
Prototypen, doch wenn der funktioniert, könnte das Siegener
Spektrometer bald helfen, andere Himmelkörper zu erforschen - wenn die ESA denn das Geld
bewilligt.
Der
Mond: Bald im Visier eines Siegener Spektrometers? Foto:
NSSDC/NASA |
Obwohl der
Mond sicherlich zu den Himmelskörpern gehört, die die Menschheit am längsten
beschäftigen, sind die Kenntnisse über die stoffliche
Zusammensetzung der Mondoberfläche immer noch
gering. Ein langfristiges Ziel der Raumfahrt ist es daher, die Oberfläche
des Mondes spektral zu erkunden. Kennt man nämlich das Spektrum des von der Oberfläche
reflektierten Sonnenlichtes, erhält man auch Informationen darüber, aus was die
Oberfläche an der jeweiligen Stelle besteht. Dabei lassen sich durch ein
Spektrum auch Farbunterschiede ausmachen, die uns auf den ersten Blick gering
erscheinen. So ist die Spektralanalyse ein ideales Mittel um Stoffe zerstörungsfrei
und aus großer Entfernung unzweideutig zu erkennen.
Um die Oberfläche des Mondes
zu analysieren, hat die europäische Raumfahrtbehörde ESA Ende 1999 die
Entwicklung eines sogenannten abbildenden Fourier-Spektrometers ausgeschrieben,
das aus einer Mondumlaufbahn den Erdtrabanten erkunden soll. Mit einem solchen
Gerät soll jeder Quadratmeter überflogener Mondoberfläche abgebildet und das gesamte
Spektrum seines reflektierten Sonnenlichtes von Violett bis tief ins Infrarot
als Datensatz aufgenommen werden. Mehrere europäische Unternehmen der Raumfahrt haben sich um den Auftrag
bemüht, darunter auch die Astrium GmbH (früher DaimlerChrsyler Aerospace) zusammen mit dem
Fachbereich Physik und dem Zentrum für Sensorsysteme (ZESS) der Universität
Siegen.
Ende Juni 2000 hat
sich nun die ESA für diese Gruppe und
damit für das Projekt Fourier Transform Imaging Spectrometer (FTIS)
entschieden. Der Auftrag lautet, zunächst das geforderte Fourier-Spektrometer für
stationären Betrieb, also bodengebunden,
herzustellen. Das Gerät und die zugehörigen Datenerfassungs- und
verarbeitungssysteme sollen dabei an der Universität Siegen gebaut werden. Bei Astrium liegt die
Projektleitung. Daneben ist das Unternehmen unter anderem zuständig für ein weltraumtaugliches
Spiegelsystem als Eingangsoptik und die gesamte Steuerung. Zur Finanzierung des Vorhabens stehen insgesamt 200.000 Euro
zur Verfügung, davon entfallen 70.000 Euro auf die Arbeiten an der Hochschule.
Der erste
Entwicklungsabschnitt, die Ablieferung des Fourier-Spektrometer als Laborausführung
bei der ESA, soll Ende 2001 abgeschlossen sein. Daran schließt sich in der
zweiten Projektphase die Herstellung einer flugtauglichen Ausführung an, um das Verfahren auf der Erde zu
prüfen. Die letzte Etappe wird dann deutlich teurer: die Spaceborne Version
für den Einsatz in einem Satelliten. Dass das Gerät - oder vielmehr sein weltraumtauglicher Nachbau
- jemals
um den Mond oder gar Planeten fliegt setzt voraus, dass es einwandfrei
funktioniert und sich das in Siegen entwickelte Verfahren bewährt. Doch es gibt
noch eine andere sehr wesentliche Voraussetzung: Die europäischen Staaten
müssen der spektralen Erkundung von Mond und Planeten eine so hohe Priorität
einräumen, dass sie die Mittel für eine solche Mission bewilligen.