Die neuen Ergebnisse
beruhen auf Arbeiten, die Scott Stuart vom MIT im Rahmen seiner Doktorarbeit
durchführte und auf einem Treffen der amerikanischen astronomischen
Gesellschaft in Pasadena vorstellte. Grundlage seiner Schätzung ist die
Vermutung, dass die bislang gefundenen erdnahen Asteroiden (oder auch NEAs, für
Near Earth Asteroids) nicht repräsentativ für alle vorhandenen NEAs
sind. Das würde daran liegen, dass sich Asteroiden, deren Bahn in bestimmter
Weise zur Bahnebene der Erde geneigt ist, leichter finden lassen, als
andere Asteroiden. Und daher hätte man bislang diese bevorzugt entdeckt.
Die Forscher am Lincoln Laboratory des MIT schätzen nun, dass es
deutlich mehr als 1.100 erdnahe Asteroiden geben dürfte, die einen Durchmesser
von über einem Kilometer haben. Die bislang aktuellen Schätzungen gingen von
einer Anzahl zwischen 750 und 900 dieser riesigen Felsbrocken im All aus.
Interessanterweise ist die neue Abschätzung der MIT-Forscher der Zahl recht
ähnlich, die schon der verstorbene Eugene Shoemaker aus der Anzahl der
Einschlagkrater auf dem Mond errechnet hatte.
NEAs sind Objekte, die auf ihrer Bahn um die Sonne der Erde gefährlich nahe
kommen können. Man nimmt an, dass ein Asteroid von einem Kilometer Durchmesser
auf der Erde zu einer Katastrophe von globalem Ausmaß führen würde. Bis heute
hat man allerdings noch keinen Asteroiden entdeckt, der sich auf einem
Kollisionskurs mit unserem Heimatplaneten befindet.
Und das liegt nicht etwa daran, dass man nicht intensiv nach diesen Bedrohungen
aus dem All suchen würde: Schon seit längerer Zeit versuchen Astronomen einen
möglichst vollständigen Katalog der erdnahen Asteroiden anzulegen. Dazu werden
mit Teleskopen große Himmelsbereiche über einen langen Zeitraum abgesucht, um
so Objekte aufzuspüren, die sich gegenüber dem Fixsternhimmel bewegen. Findet
man so ein Objekt und kann seine Bahn über längere Zeit verfolgen, lässt sich
der Orbit des Asteroiden berechnen und somit vorhersagen, wie nahe der
Felsbrocken der Erde einmal kommen wird.
Eines dieser Teleskope betreibt das LINEAR (Lincoln Near Earth Asteroid
Research)-Projekt am MIT, das rund 70 Prozent aller bislang
entdeckten erdnahen Asteroiden aufgespürt hat. Es erlangte im Sommer zu einiger
Berühmtheit, da es nicht nur Satelliten, sondern auch Kometen aufspürt, die
dann den Namen des Projektes tragen. Der Komet LINEAR-S4 hatte sich im Juli und
August bei seinem Weg um die Sonne aufgelöst.
LINEAR hat bislang etwa 400 verschiedene
erdnahe Asteroiden aufgespürt und damit einen entscheidenden Beitrag zum Ziel
der amerikanischen Weltraumbehörde NASA geleistet, innerhalb der nächsten zehn
Jahre 90 Prozent aller erdnahen Asteroiden mit mehr als einem Kilometer
Durchmesser aufzuspüren.