"Dieses Ergebnis ist schon recht überraschend", urteilt
Wayne Waldron, einer der Autoren des Artikels, der in der Fachzeitschrift Astrophysical
Journal Letters über die Forschungen erscheinen soll. "Dass
diese Sterne sonnenähnlich sein können, widerspricht eindeutig der
allgemein anerkannten Theorie."
Die Wissenschaftler hatten die unerwarteten Ergebnisse durch
Beobachtungen von Zeta Orionis gemacht. Mit einer
CCD-Röntgenkamera und einem Spektrometer an Bord des
NASA-Röntgenteleskops Chandra konnten sie nachweisen, dass das
Röntgenstrahlen aussendende Gas rund tausend Mal dichter sein muss, als
gängige Theorien voraussagen. Die Dichte des Gases entspricht in etwa der
Gasdichte gerade über der Sonnenoberfläche.
Zeta Orionis gehört zur Klasse der sogenannten O-Stern. Dabei
handelt es sich um recht massereiche und leuchtkräftige Sonnen, die mit
ihrem nuklearen Brennstoff deutlich verschwenderischer umgehen als unser
Zentralgestirn und daher - trotz ihrer größeren Masse - eine deutlich
kürzere Lebensdauer als unsere Sonne haben. Zeta Orionis ist sogar
ein O-Überriese, dürfte rund 30 Mal größer und massereicher als unsere
Sonne sein und strahlt rund 100.000 Mal mehr Energie ab. Der Stern ist mit
bloßem Auge als östlicher Gürtelstern des Orion zu sehen.
Bisher hatten sich die Astronomen die Röntgenstrahlung von O-Sternen
durch hochenergetische Schocks im stellaren Wind dieser Sterne erklärt.
Die neuen Chandra-Beobachtungen sprechen jedoch für ein deutlich
dichteres Röntgenstrahlen-erzeugendes Gas als es die Schock-Theorie
erlaubt. Diese verlangt zudem, dass man eine Expansion des Gases
beobachten kann. Im Chandra-Spektrum fand sich dafür jedoch kein
Hinweis.
Die Forscher glauben nun, dass sich ihre Beobachtung am besten durch
eine Struktur erklären lässt, die den magnetischen koronalen Loops auf
unserer Sonne ähnelt. Das Problem ist dabei nur, dass sich nach Ansicht
der Astronomen, der innere Aufbau von O-Sternen deutlich von dem der Sonne
unterscheidet: So verfügen O-Sterne beispielsweise nicht über äußere
Konvektionszonen, also über Bereiche in denen die Energie durch
großräumige Ströme flüssigen Materials von wärmere in kältere
Regionen transportiert wird. Und ohne diese äußeren Konvektionszonen
wird es schwer, so hochenergetisches Plasma zu erzeugen, das dann durch
Magnetfelder gebündelt werden kann. Für die Theoretiker gibt es also
einiges zu tun.