Mit Hilfe des amerikanisch-europäischen Sonnenobservatoriums
SOHO dürfte es zukünftig möglich sein, schlechtes
"Weltraumwetter" vorherzusagen: Wissenschaftler fanden nämlich
eine Möglichkeit durch die Sonne zu schauen, um zu beobachten, was sich
auf ihrer Rückseite zusammenbraut.
Solare Stürme können zu erheblichen Beeinträchtigungen auf der Erde
führen: Die von ihnen ausgehenden Eruptionen sorgen für ein
Partikelbombardement der Erde, das elektrische Geräte sowie die
Kommunikation empfindlich stören kann. Daher wird es immer wichtiger,
solche aktive Regionen auf der Oberfläche der Sonne zu kennen, um auf
potentielle Störungen vorbereitet zu sein.
Das Problem besteht aber darin, dass sich auf der der Erde abgewandeten
Seite der Sonne ein solcher solarer Sturm "zusammenbrauen" kann, der dann -
durch die Rotation unseres Zentralgestirns - plötzlich auftaucht. In der
heutigen Ausgabe des Wissenschaftsmagazins Science stellen zwei
amerikanische Wissenschaftler einen Methode vor, wie man diese aktiven
Regionen durch die Sonne hindurch aufspüren kann.
"Wir wissen seit etwa zehn Jahren, dass es theoretisch möglich
sein müsste, die Sonne durchsichtig zu machen", erläutern Dr.
Charles Lindsey von der Solar Physics Research Corp. und Dr.
Douglas Braun von den NorthWest Research Associates. "Aber wir
benötigen dazu Beobachtungen von außergewöhnlicher Qualität, die wir
dank des Michelson Doppler Imagers (MDI) an Bord des Solar and
Heliospheric Observatory (SOHO) nun zur Verfügung haben."
Um durch die Sonne zu schauen, beobachten die Wissenschaftler kleine
Kräuselungen auf der Sonnenoberfläche, die durch Schallwellen
entstehen. Dieses Helioseismologie genannte Verfahren versucht durch die
Ausbreitung und Reflektion von Schallwellen an der äußeren Hülle der
Sonne, auf die innere Struktur des Sterns zu schließen - ganz ähnlich
wie Seismologen auf der Erde arbeiten.
Aktive Regionen haben für die Schallwellen einen besonderen Effekt:
Durch die starken Magnetfelder werden die Schallwellen beschleunigt, so
dass Wellen, die durch eine aktive Region gelaufen sind, ihren Weg durch
die Sonne sechs Sekunden schneller schaffen als andere Wellen, die im
Schnitt drei Stunden brauchen.
Dass dieses Verfahren funktioniert, konnten die Wissenschaftler schon
vor zwei Jahren beweisen: Die MDI-Daten des 28. und 29 März 1998 deuteten
auf eine Gruppe von Sonnenflecken auf der Rückseite der Sonne hin, die
erst zehn Tage später sichtbar wurde. Die Möglichkeit mit Hilfe von
SOHO-Daten hinter die Sonne zu schauen, ist nicht neu: Schon im letzen
Jahr hatte ein französisch-finnisches Wissenschaftlerteam mit Daten eines
anderen Instrumentes Aussagen über Aktivitäten auf der Rückseite der
Sonne machen können.